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Kleinkarierter Kram

■ Hans Koschnick zur Schieflage der Bremer SPD

Hans Koschnick, Vorgänger von Klaus Wedemeier als Präsident des Senats und SPD-Bundestagsabgeordneter, verfolgt das Hick-Hack seiner Partei aus dem Gröpelinger Urlaub.

taz: Sehen Sie für Klaus Wedemeier noch eine Chance, aus diesem Schlamassel wieder als Bürgermeister herauszukommen?

hier das paßfoto

Hans Koschnick: Ja, aber nur dann, wenn die Mitglieder des Senats, die Mitglieder der Fraktion und die Gremien der Partei begreifen, daß die politische Auseinandersetzung geführt werden muß um die soziale Absicherung unserer Republik. Wer sich dort auseinandersetzt, wird begreifen, daß der viele kleinkarierte Kleinkram, den wir in Bremen im Augenblick produzieren, nicht die Antwort ist.

Das haben Sie Ihren Genossen schon oft gesagt...

Nun gut, so ist das in der Familie: Sie können das Richtige sagen, und manche hören nicht darauf.

Es scheint so, daß niemand mehr hört.

Ich bin da Ihrer Meinung. Ich frage mich, wo ist die Partei in den Betrieben präsent, wo ist sie in der Diskussion mit der Bevölkerung präsent. Ein drastisches Beispiel: In Ostdeutschland war man dabei, Tarifbruch zu begehen und damit eine Struktur zu verändern, die seit 1949 mit vernünftigen Ergebnissen in Westdeutschland aufgebaut worden ist. Dagegen macht die IG Metall in Bremen einen Aktionstag. Und ich frage mich, wer war denn von den führenden sozialdemokratischen Genossen bei dieser Veranstaltung mit Ausnahme der Arbeitssenatorin? Die Frage wollte ich im September auf dem Parteitag auch ganz gerne noch einmal stellen.

Wir haben Wälder abgeholzt für wunderschöne Papiere, aber die wirkliche Auseinandersetzung muß draußen stattfinden. Ich hoffe, daß die Partei bei der Neuwahl ihrer Delegierten Ende des Jahres ihr Augenmerk dahin richtet.

Mit diesen Delegierten und mit diesem Landesvorstand sehen Sie keine Chance?

Ich habe zu den Vorständen kein Wort zu sagen. Die Vorstände können die alten sein, aber die Delegierten müssen sich in den Ortsvereinen aufstellen. Da müssen sie sagen, wo die große gesellschaftliche Auseinandersetzung ist, da darf die Position nicht SPD-Knatsch sein.

Wedemeier möchte sich schon im September als Spitzenkandidat für 95 bestätigen lassen. Finden Sie das sinnvoll?

Nein. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß eine perspektivische Entscheidung für 1995 vor den Bundestagswahlen 1994 fallen kann. Wir wissen doch gar nicht, wer dann die Bundesregierung stellt, wer dann unser Partner ist — in der Regierung oder in der Opposition. Wedemeiers Reaktion war eine Reaktion auf Unmutsäußerungen in der Partei. Das muß ausgetragen werden, aber nicht durch die Wahl des Spitzenkandidaten für 95. Fragen: Dirk Asendorpf

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