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FDP: Neue Lehrer braucht das Land

■ Die Bremer Liberalen wollen weg vom Stufenlehrer, hin zum Schularten-Lehrer

FDP: Neue Lehrer braucht das Land

Die Bremer Liberalen wollen weg vom Stufenlehrer, hin zum Schularten-Lehrer

Die Lehrerausbildung im Land Bremen soll sich in Zukunft wieder mehr an Schularten als an Schulstufen orientieren. Das forderte gestern die FDP-Bürgerschaftsfraktion und legte einen Gesetzentwurf zur Novellierung der Lehrerausbildung in Bremen vor. Kernsatz des Entwurfs: „Die Ausbildung für Lehrämter an Schulen der Freien Hansestadt Bremen erfolgt in den verschiedenen Schularten in mindestens zwei Schulstufen.“ Demnach sollen Lehrer künftig in Grund- und Hauptschulen, in Haupt- und Realschulen sowie in Gymnasien der Sekundarstufen I und II eingesetzt werden können.

Damit könnte Bremen drei Fliegen mit einer Klappe schlagen, meint die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Annelene von Schönfeldt. Erstens hätte die Behörde für einen Lehrer der neuen Couleur mehr Einsatzmöglichkeiten. Zweitens würde das Qualitätsniveau der Ausbildung in Bremen auf Bundesniveau gehoben. Drittens würden Lehrer aus Bremen dann auch in anderen Bundesländern bessere Einstellungschancen erhalten.

Die Bremer Stufenlehrer-Ausbildung ist bundesweit einmalig. „Durch das Lehrerausbildungsgesetz sind mehreren Generationen von ausgebildeten Lehrern um ihre Berufschancen gebracht worden“, erklärte der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Harald Neujahr, weil kein anderes Bundesland Stufenlehrer haben wolle. Die Novellierung des Gesetzes sei zwar nicht in den Koalitionsvereinbarungen verankert. Trotzdem werde die FDP weiter versuchen, mit SPD und Grünen „die Verknüpfung der derzeitigen bremischen Schulstruktur mit der der übrigen Bundesländer herzustellen“.

Die FDP hat ihren Gesetzentwurf an alle zuständigen Landesministerien der Bundesrepublik geschickt mit der Bitte um Kommentierung. Nach Angaben des Stellvertretenden Fraktions-Geschäftsführers, Ulrich Berlin, haben elf Ministerien geantwortet, sechs davon mit ausführlicher Kommentierung. „Die Vorschläge der FDP-Fraktion zur Schulstruktur finden uneingeschränkte Zustimmung“, meinte Berlin gestern.

So schlecht wie ihr Ruf sind die Bremer Lehrer allerdings nicht. Bernd Laudenbach, Stellvertretender Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Schulpraxis (WIS), das für die Lehrerausbildung verantwortlich ist: „Im Jahr 1993 sind bislang 92 Bremer Absolventen in anderen Bundesländern eingestellt worden.“ Die meisten davon sind nach Niedersachsen gegangen, etwa ein Drittel. Bayern und Baden-Würtemberg lehnen Bremer Lehrer allerdings kategorisch ab. Aber auch in Bremen hat es der ausgebildete Stufenlehrer schwer. „Die meisten Bremer Lehrer sind noch Lehrer des alten Typs, als Grund- und Hauptschullehrer oder Gymnasiallehrer. Kurz nachdem die ersten Stufenlehrer nämlich fertig waren, galt in Bremen schon der Einstellungsstopp“, erzählt Laudenbach.

Ob die FDP mit ihrem Vorstoß Erfolg hat, ist fraglich. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Brinkfriede Kahrs, erklärte: „Wir werden nicht ohne Not das bestufte Schulwesen aufgeben, auch nicht in der Lehrerausbildung.“ Lehrer, die in Bremen ausgebildet worden sind, hätten sehr wohl Chancen auf eine Stelle in anderen Bundesländern. Derzeit gäbe es nicht ein Bundesland, das die Lehrerausbildungen aller Bundesländer anerkenne.

Etwas Bewegung ist allerdings schon in die Lehrerausbildung gekommen. Das WIS bietet als Zusatzqualifikation für Lehrer auch Prüfungen in einer zweiten Schulstufe an, um beispielsweise die Primarstufe (Klassen 1-4) enger an die Sekundarstufe I (Klassen 5-10) zu binden. „Diese Änderung ist Bestandteil einer neuen Prüfungsordnung“, erklärte der zustündige Referent beim bildungssenator, Andreas Lennert. „Solange sich die Koalition auf weitere Änderungen nicht verständigt hat, wird es keine geben.“ mad

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