: SPD muß um Stammwähler fürchten
■ Meinungsumfrage: SPD gefährdet, Grüne stabil, CDU chancenlos
Der SPD in Niedersachsen drohen erhebliche Verluste bei ihren traditionellen Wählergruppen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bisher unveröffentlichte Umfrage des Münchener polis-Instituts im Auftrag der rot-grünen Regierung in Hannover. Die seit kurzem vorliegende Umfrage hat bei den Regierungsparteien Debatten über mögliche Defizite ausgelöst. Die Arbeit der rot-grünen Regierung werde insgesamt als nicht sonderlich positiv eingeschätzt. Zugleich werde die CDU nicht als Regierungsalternative gesehen.
In einer Langzeituntersuchung über drei Jahre hat polis einen „dramatischen Werteverfall“ in der Bevölkerung ausgemacht, der wohl auch über Niedersachsen hinaus gelte. Wie es heißt, hat das Institut eine Zunahme von Gleichgültigkeit und Resignation bis hin zu Politikverachtung ermittelt. Von 1991 bis 1993 habe sich der Anteil von Menschen, die die Politik extrem ablehnen, auf 25 Prozent verdoppelt. Dies seien besonders einfache Arbeitnehmer, Facharbeiter der unteren und mittleren Gehaltsgruppen, in denen die SPD ihre Stammwähler habe. Wenn die SPD diese Wähler nicht mobilisiere, könne sie die nächste Landtagswahl im Frühjahr 1994 nur schwer gewinnen, meint polis. Den Anteil der potentiellen Nichtwähler hat polis für Niedersachsen derzeit mit 40 Prozent beziffert.
Es herrschten in der Bevölkerung insgesamt eher ernüchternde Bewertungen der rot- grünen Regierungszeit vor, die mit Begriffen wie „Grauer Alltag“ und „Erwartungen enttäuscht“ beschrieben werden, heißt es in der Studie. Der Einfluß der Grünen als Koalitionspartner, insbesondere von Bundesratsminister Jürgen Trittin, auf die Regierungsarbeit wird als übermäßig groß gewertet. Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) werde insgesamt positiv gesehen.
Den Grünen bescheinigt polis eine relative stabile Stammwählerschaft deutlich über fünf Prozent. CDU-Spitzenkandidat Christian Wulff gilt vielen als „Sympathieträger“. Die CDU als Partei werde jedoch wesentlich weniger stark eingeschätzt. Anders als vor vier Jahren könne sich die Bevölkerung mehrheitlich noch nicht vorstellen, daß ein Regierungswechsel möglich sei, heißt es. dpa
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