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Offensive der Unita

■ Heftige Kämpfe in Angola / Rebellen kontrollieren 80 Prozent des Landes

Johannesburg (taz) – Einheiten der angolanischen Rebellenbewegung Unita haben offenbar zum letzten Sturm auf Cuito, die Hauptstadt der Provinz Bie, im Innern des Landes angesetzt. Die staatlichen Medien berichten von heftigen Kämpfen. Die Stadt ist bereits seit Januar von Unita-Einheiten umzingelt und wurde seit Wochen nicht mehr von der Außenwelt versorgt. Der katholische Erzbischof von Cuito, Pedro Luis Antonio, ist nach Angaben aus dem Vatikan geflüchtet. Staatliche Medien Angolas hatten vor einigen Tagen berichtet, er sei zusammen mit 30 Missionaren von Unita-Kämpfern aus der Stadt gebracht worden.

Über die Zahl der Opfer gibt es widersprüchliche Angaben. Am Dienstag sollen alleine 20 Menschen ums Leben gekommen sein. Medikamente gibt es kaum noch, und Nahrungsmittel sind knapp. Damit scheint sich das zu wiederholen, was im Februar in Huambo, der zweitgrößten Stadt Angolas, geschah. Auch sie fiel nach wochenlangen heftigen Kämpfen in die Hände der Rebellen, die bis 1991 von den USA und Südafrika unterstützt worden waren. Tausende von Menschen starben. Überlebende berichteten später von Massakern durch Unita-Einheiten unter Führung von Jonas Savimbi.

Die Unita („Bewegung für die totale Unabhängigkeit Angolas“) hatte ihre Niederlage bei den ersten demokratischen Wahlen im September 1992 nicht anerkannt und anschließend weite Teile Angolas besetzt. Anders als im Bürgerkrieg von 1975 bis 1991, bei dem etwa 500.000 Menschen ums Leben kamen, konzentrieren sich die Auseinandersetzungen seitdem auf die Städte. Gegenwärtig kontrolliert Unita rund 80 Prozent des angolanischen Territoriums. Die Regierung unter Präsident Eduardo dos Santos ist nur noch in einigen Provinzhauptstädten und an der Küste Herr der Lage.

Hilfslieferungen in das Landesinnere wurden längst eingestellt. Unita-Einheiten beschießen Flüge in Gebiete, die von der Regierung kontrolliert werden, und die Regierung verhindert Hilfslieferungen in die Gebiete der Unita. Nach Angaben der Vereinten Nationen sterben täglich etwa 1.000 Menschen an den Folgen des Krieges. Friedensgespräche scheiterten Ende Mai an der Weigerung der Unita, die besetzten Gebiete zu räumen. Einer der Gründe: Rebellen-Chef Savimbi brüstete sich bereits im April, seine Bewegung habe den Krieg gewonnen. Beobachter glauben, Verhandlungen könnten erst Erfolg haben, nachdem sich das gegenwärtige militärische Kräfteverhältnis geändert hat.

Genau dies versucht Angolas Regierung nach einigen verheerenden Niederlagen Anfang des Jahres in diesen Tagen zu erreichen. Truppen stießen von der Küste in das zentrale Hochland vor. Gleichzeitig bombardierte die Luftwaffe die Städte Huambo und Cuito. Bei den Bombardements in Huambo hatten die Generäle offenbar gehofft, auch einen Teil der Führung von Unita zu treffen. Dort waren Feierlichkeiten zum Geburtstag von Savimbi in Huambo geplant.

Die Unita mußte die Rückkehr zum Krieg nach den Wahlen im September mit internationaler Isolierung bezahlen. Nach der Niederlage der sozialistischen Regierung in Frankreich konnten die Rebellen allerdings Verbindungen zu der neuen Regierung in Paris stricken. Neben dem traditionell engen Verhältnis zur Elfenbeinküste und Marokko ist Savimbi gegenwärtig aber vor allem auf die Hilfe des korrupten Diktators Mobutu in Zaire angewiesen. Der Unita-Chef verbringt viel Zeit in dessen Urwaldpalast bei Gbadolite, und der wichtigste Nachschub an Treibstoff kommt per Flugzeug und Lastwagen aus Kinshasa. Willi Germund

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