: Wahlkämpfers Kummerkasten
Geheimnisvoll, sehr, sehr geheimnisvoll! Um nicht zu sagen sehr, sehr, sehr geheimnisvoll! Ohne Absender, A-N-O-N-Y-M faxte uns in dieser Woche ein äußerst bekümmerter Wahlkämpfer an, oder waren es gar derer viele? Er muß, so vermuten wir, dereinst ein Sympathisant der GAL gewesen sein. Nein, wir glauben sogar, in einem versteckten Winkel seines Herzens (womit wir fast schon beim Thema wären) ist er's immer noch.
Schließlich nutzte unser Anonymus das GAL-eigene Faxgerät, um uns die erste und vermutlich zugleich letzte Ausgabe des Blättchens Audiatur et altera pars zukommen zu lassen (Übersetzung für unsere Nichtlateiner: Man höre auch die andere Seite). Darin bringt Anonymus, durchaus begabt in der hohen Schule des Zynismus, seine Empörung über die herzförmige „GAL-Wahlkuschelkampagne“zum Ausdruck. Fast garstig geht er mit Spitzenkandidatin Krista Sager ins Gericht, die er der „politischen Kurzsichtigkeit“ bezichtigt und dies mit allerlei trefflichen Zitaten belegt. Dem Erfinder des grünen Wahl-Herzens Andreas Eßerwird gar unterstellt, mit seiner Kampagne Böses im Schilde zu führen:“Ans Herz drücke ich die GAL, doch um sie zu erdrücken.“
Aber, aber lieber Anonymus. Sooo schlimm ist es doch nun auch wieder nicht mit dem grünen Herzen der Sympathie. Man muß doch auch mal die guten Seiten sehen. Das Herz kann sogar im nächsten Wahlkampf wiederverwertet werden. Als grünes Doppelherz für in die Jahre gekommene Wahlkämper zum Beispiel. Das spart viel Geld und schont die Ressourcen, ganz im grünen Sinne. Könnte das nicht ein Trost sein für alle, die da enttäuscht sind und grün vor Wut?
uex
Das taz-Kummerfax für trostbedürftige Wahlkämpfer ist Tag für Tag anfaxbar unter der Nummer 3890 1710
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