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Schulpflicht für die Elfte in Gefahr

■ Arbeitslose Jugendliche sollen um Schulplatz kämpfen Konflikt zwischen Schulverwaltung und Oberstufenzentren

Der Schulsenator kann die Schulpflicht für lehrstellenlose Real- und Hauptschulabsolventen nicht mehr gewährleisten. Auch nach der gestrigen sogenannten „Clearing-Konferenz“ von Schulverwaltung und beteiligten Schulen gibt es rund 2.000 gemeldete Jugendliche, für die kein Platz mehr in einem sogenannten Vollzeitlehrgang ist. In dieser „VZ 11“ genannten Ersatzmaßnahme müssen Berliner Jugendliche ihr 11.Schuljahr ableisten, wenn sie keine Lehrstelle haben.

Gleichzeitig spitzte sich der Konflikt um die schulischen Ersatzmaßnahmen zu. Die Beamten von Schulsenator Klemann (CDU) wollen per „Überlastquote“ in bereits gefüllten „VZ 11“-Klassen noch Plätze freimachen. In den Schulen hält man dies „für nicht machbar“. Außer „man kümmert sich nicht um die Schüler“, sagte eine leitende Lehrkraft eines Oberstufenzentrums zur taz. Den jüngsten Zahlen nach sind 6.700 Berliner Teenies wenige Wochen vor Ausbildungsbeginn am 1.September noch ohne Lehrmeister. Rund 3.100 Jugendliche hatten sich für einen Vollzeitlehrgang gemeldet; die Schulverwaltung bietet aber nur 1.070 solcher „VZ11“-Plätze an.

Die gestrige Konferenz im Haus des Lehrers sollte die verbleibenden SchülerInnen verteilen. Das gelang nicht, die Konferenz wurde abgebrochen und um eine Woche verschoben. „Wir sind in einer Zwangslage“, sagte der Leitende Oberschulrat Hans-Joachim Hoffmann zur taz; nicht alle Oberstufenzentren hätten die Bewerberzahlen parat gehabt. Hoffmann sagte, die Schulverwaltung wolle „die Schulpflicht nicht mit Polizeimaßnahmen durchsetzen“. Nur wer sich nachdrücklich um einen Vollzeitlehrgang bemühe, bekomme einen Platz an der Schulbank.

Die Strategie der Schulverwaltung besteht nun darin, die bestehenden Klassen um die Hälfte zu überfüllen. In einigen Fällen wird die Stundentafel gekürzt; das bedeutet schlicht weniger Unterricht, um Lehrkapazitäten für den Schülerüberhang freizubekommen. Neue Berufsfachschulklassen würden erst nächstes Jahr eingerichtet werden, sagte Oberschulrat Hoffmann zur taz. In den Oberstufenzentren gibt es weiter Kritik an Schulsenator Klemann. „Man treibt die Jugendlichen so lange hin und her, bis sie nicht mehr kommen“, sagte ein Lehrer zu dem Vergabeverfahren für Vollzeitlehrgänge, das durch den Konferenzabbruch erneut kompliziert wird. Es sei zu befürchten, daß jene Schüler verlorengingen, „um die wir uns besonders kümmern müßten“. Das sind: lernschwache und sozial benachteiligte Jugendliche, die auf dem Lehrstellenmarkt keine Chance haben. cif

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