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35 Jahre mit Bewährung

■ Knast ist out - Bewährung in / Eine Geburtstagsbilanz des Vereins Bewährungshilfe

35 Jahre mit Bewährung

Knast ist out — Bewährung in / Eine Geburtstagsbilanz des Vereins Bewährungshilfe

Wer mit der Integration von straffällig gewordenen Jugendlichen in die Gesellschaft wirklich ernst machen will, der darf sie nicht einsperren. „Jugendarrest und Jugendstrafvollzug tragen in keiner Weise zu einer Veränderung, Linderung oder Besserung der Problem- und Lebenslagen der betroffenen jungen Menschen bei.“ So lautet die Bilanz des Vereins Bewährungshilfe in Bremen nach 35 Jahren Arbeit.

Als der Verein 1958 gegründet wurde, hatte er noch andere Aufgaben als heute. Damals sollte er die staatliche Bewährungshilfe der Justizbehörden und der Jugendämter materiell unterstützen. Das erste Haus für Betreutes Wohnen (gegründet 1965) der straffälligen Jugendlichen in Bremen wurde von Bewährungshelfern geleitet.

Mittlerweile hat sich der Verein von den Behörden gelöst. „Wir sind ein freier Straffälligenverein und machen eine von der Justiz unabhängige Sozialarbeit“, erklärt Geschäftsführer Ulrich Pelz. Jetzt sucht die Bewährungshilfe einen neuen Namen, um das verstaubte Image auch nach außen hin abzulegen. Das Vorzeige- Projekt sind zwei Häuser, in denen jeweils acht junge Menschen betreut werden. Das ist das intensivste Projekt des Vereins für Bewährungshilfe, der Betreuungsschlüssel von vier Jugendlichen auf einen Betreuer ist sehr hoch.

Wie fast jedem gemeinnützigen Verein, der sich der Sozialarbeit verschrieben hat, drückt der ABM-Abbau die Arbeit in die Knie. Eine zugesagte ABM wird erst einmal nicht wieder besetzt werden können. Überdies betreut der Verein auch Einzelwohnen, betreibt eine Notaufnahmestelle und eine Beratungsstelle zur Arrestvermeidung. Ein Teil des Vereins ist auch das Projekt Horizont, in dem eine Reise vorbereitet und durchgeführt wird. Ein weiteres wichtiges Element der Arbeit des Vereins sind die „Sozialen Trainingskurse“, eine „handlungs- und erlebnisorientierte sozialpädagogische Strategie“, die den jungen Menschen helfen soll, sich in sozialen Gruppenzusammenhängen zurecht zu finden und ihre Persönlichkeit zu stabilisieren.

Wenn Vereine feiern, ist das meist mit einer Tagung verbunden. Die Geburtstagsfeier des Vereins Bewährungshilfe fand am Donnerstag in der Angestelltenkammer statt, anstelle von Kernzenausblasen gab es Vorträge über „Jugend gestern und heute“, „Die Reaktionsweisen der Justiz auf straffälliges Verhalten junger Menschen“.

In Bremen sitzen viel weniger Jugendliche in Haft als früher, stellte dort auch der Bremer Jugendrichter Bernward Garthaus fest. 1972 saßen in der Anstalt Oslebshausen bei einer Stichtaguntersuchung 29 junge Menschen ein, 1991 waren es nur noch drei. Von den unter 18jährigen waren 1972 noch 91 inhaftiert, und 1991 nur noch 13. Auch der Widerruf von Bewährungsstrafen ist 1972 mit 53 Prozent im Jahre 1991 auf 27 Prozent zurückgegangen. Angestrebt wird eine stetige Besserung. „Alle die mit Strafrecht und Straffälligen Menschen in Bremen zu tun haben, arbeiten gemeinsam an flächendeckenden Konzepten“, sagt Pelz. vivA

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