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Der Weg der Tränen

■ Ein Initiations-Prophet vor 100 Bremer Männern

Er ist gewiß in der Lage, mit seiner Krücke Händler aus dem Tempel zu treiben. Andererseits kann er einen solch wohltuenden Mönchsgesang anstimmen, daß fünfzehn wunde Säuglinge augenblicklich in den Schlaf fallen würden. Gregory Campbell, Zen-Mönch aus Verden, demonstrierte am Donnerstag abend vor immerhin gut 100 Bremer Männern in den Weserterrassen die Spannbreite seiner Ausdrucksmöglichkeiten. Und deutete zugleich an, was auf Männer zukommt, die sich näher mit ihm einlassen: Campbell bietet Wochenendseminare mit dem Ziel an, aus großen Jungen Männer zu machen. „Initiation“ heißt sein Zauberwort.

Der „Weg der Männer“ führt durch Täler von Blut und Tränen: Initiation nach Campbell geht durch die Bloßlegung der Wunden, die uns von den Eltern zugefügt wurden. Das heißt Schmerz, und der kann dauern - Campbell selbst ist jederzeit zu unerhört aggressiven Ausbrüchen fähig, wenn die Rede auf seine Stiefmutter kommt.

Das Publikum, wie gefordert nur Männer, war geteilt: einerseits die Therapieszene, die die Schwitzhütte noch mitnehmen will und die Sprüche des Meisters naiv findet; und dann die Ahnungslosen, denen der Abend die Augen über ihren Jammer geöffnet haben mag. Die Männer (meist um 35) waren angesichts von Campbell's apodiktischer Rede durchaus sorgenvoll: Was geschieht beim Schwitzen? Was, wenn einer ausrastet? Passiert schwuler Sex? Campbell's Beruhigung: Man ist ja nie allein, immer unter Männern.

Campbell hatte eingangs einen kleinen Initiationschub für alle versprochen. Den Berichterstatter drückte hinterher die Galle, ihn juckte der Rücken und das rechte (!) Auge zuckte. Er ist kein Kuschelweg, der Weg der Männer. Bus

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