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Unterm Strich

Wir halten es für nichts weniger als unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die Leserschaft über die wesentlichen Ereignisse in der internationalen Presselandschaft au courant zu halten. Heute: Zeugnisse aus der wunderbaren rotgetönten Sanyasin-Welt von Swami Bier Ernst und Ma Schwere Not, deren Hauspostille die „Osho Times International“ ist: „Osho, der Mystiker aus Poona, Indien, der mit deinen unkonventionellen Mitteln seit 15 Jahren weltweit Aufsehen erregt, ist der erste „Nationaltherapeut“ der Geschichte. Mit seiner Bewußtseinsarbeit will er nicht nur Individuen, sondern Volks- und Religionsgemeinschaften von ihrer selbstbezogenen Vergangenheits-Neurose befreien.“ Der Mann sollte sich mal mit der „Jungen Freiheit“ ins Benehmen setzen, wo man ähnliche Steckenpferde reitet. Auch seine Thesen über große Deutsche wie den Heidegger-Martl sind durchaus kompatibel mit dem dort wehenden Geist: „Martin Heidegger war einer der bedeutenden Philosophen dieses Jahrhunderts, und er war Zeitgenosse Adolf Hitlers. Er unterstützte Adolf Hitler – unvorstellbar! ... Hitler gab der Intelligenz ihr Ego, wie keiner es je getan hatte ... Das intellektuelle Ego war ungeheuer erfüllt ...“ Da könnte man ja fast meinen, nicht der Herr Osho, sondern der Herr Hitler sei der erste und unübertroffene Nationaltherapeut der deutschen Geschichte; der hatte schließlich auch schon einen Therapeutengruß befohlen, wie Ernst Lubitsch so richtig erkannte: „Heil Hitler!“ – „Ich heil mich selbst!“ Mancher hatte Susan Sontag gleich im Verdacht, sie wolle mit ihrer spektakulären Theater-Aktion in Sarajevo wieder einmal ihre Eitelkeit befriedigen. Nachdem im Fernsehen die bedrückenden Umstände ihres Projekts betrachtet werden konnten, war davon freilich nicht mehr die Rede. Die Premiere ihrer Inszenierung des Beckett-Stücks „Warten auf Godot“ findet (hoffentlich) heute statt. Mit der Inszenierung des Dramas hat Susan Sontag ein Versprechen von ihrem ersten Sarajevo-Besuch vor drei Monaten eingelöst. Sie empfinde den in Sarajevo angestauten Haß und die allgemeine Zerstörungswut als Herausforderung, der sie mit ihren Mitteln entgegentreten will. Die Publizistin Nadina Kurspahic hat Becketts Werk völlig neu ins Bosnische übersetzt. Sontag ist dieser Sprache nicht mächtig. Sie läßt sich von einem Assistenten über die Sprachbarrieren hinweghelfen.

Pepsi-Cola bereitet sich auf den neuen Markt in Vietnam vor. Fünf vietnamesische Studenten aus Ho- Chi-Minh-Stadt (Saigon) mit „perfekten Englischkenntnissen“ und „ausgezeichneten Stimmen“ wurden auserwählt, um mit Michael Jackson bei dessen Konzert in Bangkok, Thailand, aufzutreten.

Wie das wieder alles zusammenhängt, wie das durcheinanderwabert, man möchte laut aufjuchzen und bleibt am Ende doch still und wundert sich. Wundert sich sehr.

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