Sanssouci: Vorschlag
■ Robert Forster – revisted
Erinnert sich noch jemand an die australische Band The Go Betweens? Für viele Leute die beste Band der Welt, löste sie sich zu Anfang des Jahrzehnts auf, nachdem sie mit ihrer Platte „16 Lovers Lane“ den absoluten Pop gemacht hatte und an die Grenzen all ihrer popmusikalischen Schaffensfreuden gestoßen war. Die Größe der Go Betweens resultierte, wie auch bei anderen stilprägenden Bands der Achtziger – den Smiths oder Hüsker Dü beispielsweise –, aus dem sich gegenseitig befruchtenden Spannungsverhältnis zweier Singer, Songwriter und Gitarristen, in diesem Fall Robert Forster und Grant McLennan. Bei fehlender ausreichender Balance mündet das Ende solcher Lieder dann meist in sogenannte Solokarrieren oder die Gründung neuer, selten die alte Größe erreichender Bands.
Robert Forster verzog sich nach dem Ende der Go Betweens, des ewigen Driftens über die Kontinente müde, erst mal tief in den Bayerischen Wald, zum Leben mit Frau und Kind, zum Nachdenken, aber auch zum weiteren Musizieren. „Baby You Know“ hieß seine neue, wenig ambitionierte deutsch-australische Band – für Forster mehr Spaß und Nicht-aus-der-Übung- kommen als eine ernsthafte Alternative zu den Go Betweens.
Mit der ersten Solo-LP „Danger In The Past“ ging seine Rückkehr nach Australien einher und die Aufnahme in die Class of singer/songwriter und die „Old Model Army“. Der fast programmatische Titel war Abschluß und Neubeginn zugleich, und auch der Headliner des zweiten Robert-Forster-Albums bezieht sich darauf: „Calling From A Countryphone“. Nicht die Metropole ist Heimat und Thema, sondern Land, Weite und Einsamkeit werden in folkiger Manier in Songs gepackt. Die Bestellung des kleinen Songgartens, die Entdeckung der Steelgitarre und das Wiederherstellen der Einfachheit. Natürlich gehört dazu auch die Suche nach Ruhe, die in „I Want To Be Quiet“ ihren Höhepunkt und nicht ganz ernst gemeinte Absolutheit findet. Und so wollen auf dem Country Phone Momente und Augenblicke festgehalten werden, seien es „Falling Star“ oder „Forever & Time“ bei Forster oder – wie in letzter Zeit bei seinen australischen Kollegen, die auch mal für eine andere Art von Musik standen – „Forever“ (Simon Bonney) oder „This Is Not The Way Home“ (The Cruel Sea). Inclusive Covergestaltung zwischen Wüste, Wald und Pazifik.
Daß man bei Forsters jetziger Musik noch immer ein wenig die Go Betweens heraushört, ist ein einleuchtender Nebeneffekt und bestätigt bestens alle alten Identifikationsmuster. Nicht ausgeschlossen, daß auch Karen, die Buchhändlerin von 1978, die ihn Hemingway, Chandler oder gar Jocye entdecken ließ, noch mal besungen wird. Gerrit Bartels
Robert Forster spielt heute abend um 21 Uhr im Knaack Klub, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg.
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