Weihnachtsmänner mit einer Dosis Sex

■ Schamoni will Berlin und Brandenburg mit neuem Privat-TV überziehen / Programm soll am 1. Advent starten

Den sechs Millionen FernsehzuschauerInnen in Berlin und Brandenburg steht eine schöne Bescherung ins Haus. Pünktlich zum 1. Advent, dem 28. November, wird ihnen Ulrich Schamonis neuer Privatfernsehsender 1A Brandenburg ins Haus schneien. Schamoni, Ex-Filmemacher und Gründer des Berliner Heimat-Radios Hundert,6, verkündete die frohe Botschaft gestern auf einer Pressekonferenz im künftigen Studio unter dem Fernsehturm.

Die 1A Brandenburg-PR- Trommel rührte heftig, um die richtige Feststimmung heraufzubeschwören: 17 Weihnachtsmänner standen stramm vor den Blitzlichtern der Kameras. Christstollen, Spekulatiusplätzchen und ein riesiger Weihnachtsbaum rundeten das vorweihnachtliche Bild ab.

Mit einer Mischung aus Lokalnachrichten, Unterhaltung und Sport, gewürzt mit einer kräftigen Dosis „Sex und Erotik“ (Schamoni), will 1A Brandenburg abendliche Einschaltquoten von 10 bis 15 Prozent erreichen. Der erste regionale Privatsender Deutschlands sucht sein Heil vor allem in Nischen, die noch nicht von anderen Sendern besetzt sind, sagte der geschäftsführende Gesellschafter: „Wir müssen da stark sein, wo die anderen schwach sind.“ Praktisch heißt das täglich fünf Stunden „live“ Interviews, Reportagen und Talk-Shows. Als „Sprachrohr“ von Berlin und Brandenburg soll der neue Sender dem SFB und ORB Zuschauer abspenstig machen. Die dürfen sich aber nicht stören an Werbespots, die laut Lizenzvertrag bis zu 12 Minuten pro Stunde dauern können.

Hans Hoenig, Generalbevollmächtigter der US-Investorengruppe „Central European Development Corporation“, ist jedoch überzeugt, daß sich seine Investition in den Sender auszahlen wird. „Fast jeder regionale Privatsender in den USA ist erfolgreich. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß das hier anders sein sollte.“ Der Medienkonzern Time Warner, George Soros, die Mediengruppe CME und Schamoni haben insgesamt rund 100 Millionen Mark in den Sender gesteckt. Der Sender soll bis 1997 rentabel sein, durch Werbeeinnahmen von 60 bis 70 Millionen Mark pro Jahr, so Schamoni. Der Umbau der Redaktionsräume im ehemaligen Ausstellungszentrum kostete 25 Millionen Mark. Für Personal bleibt da nicht viel Geld: Der Sender will mit 100 festangestellten Mitarbeitern auskommen. bs