: Der letzte Beitrag im Rahmen der 68er-Kolumne:
Am morgen erfuhr Christian Semler aus dem Radio vom Einmarsch der Russen in Prag. Er rief sofort Rudi Dutschke in Italien an: „Der hat seine Wut gleich in theoretische Begriffe gefaßt. Dann bin ich zum SDS gegangen: Wir waren alle gegen den Einmarsch, obwohl wir Dubček nicht viel abgewinnen konnten.“ Am Nachmittag fand ein Teach-in statt, wo die Telegramme verlesen wurden. Die Vietnamesen und die Kubaner waren für, der verhaßte Berlinguer gegen den Einmarsch, aber auch die Chinesen. Anschließend zogen einige tausend Demonstranten zur Militärmission der ČSSR. Die Botschaftsangehörigen heulten. Von dort ging es zum Rathaus, wo Krippendorf und Meschkat redeten. Es wurde „Dub-ček, Svo-bo-da“ gerufen. Semler fuhr am nächsten Tag mit dem Auto nach Italien. An der Grenze passierte es ihm zum ersten Mal, daß die Grepos mit ihm diskutieren wollten – der Abfertigungsverkehr ruhte solange.
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