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Kippt Nicaraguas Armeechef?

■ Recontras nehmen Parlamentarier als Geiseln

Managua (taz) – Eine Friedenskommission aus drei Parlamentariern, vier Regierungsbeamten und den Chefs der sogenannten Entwaffnungsbrigade wurden Donnerstag mittag im Norden Nicaraguas von rechtsgerichteten Rebellen verschleppt. Die Recontras der „Nordfront 3-80“, angeführt vom Comandante „Schakal“, wollen die Geiseln der Reihe nach töten, wenn die Regierung nicht unverzüglich Armeechef Humberto Ortega und Präsidialminister Antonio Lacayo absetzt. Damit verleihen sie den Forderungen der rechten Opposition Nachdruck.

Die Kommissionsmitglieder, darunter der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses Carlos Gallos, waren in die Gegend von Quilali 280 Kilometer nördlich von Managua geflogen, um die wiederbewaffneten Contras zur Demobilisierung zu überreden. Das Parlament hatte am Dienstag für alle Aufständischen, die bis Monatsende ihre Waffen abgeben, eine Amnestie beschlossen. Statt über Abrüstung zu reden, zückte „Comandante Schakal“ jedoch die Pistole und erklärte die Besucher zu Gefangenen. Er forderte die Einschaltung von Kardinal Obando y Bravo als Vermittler. Obando, der schon eine unglückliche Rolle spielte, als er im März zwischen der Regierung und den Geiselnehmern in der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica vermittelte, erbat sich Bedenkzeit. Dem Kirchenmann fehlt die nötige Neutralität, da auch er Ortega und Lacayo abgesetzt sehen will. Ralf Leonhard

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