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Kurdologischer Studiengang an der FU gefordert

■ Kurdistan AG fordert wissenschaftliche Beschäftigung mit unterdrücktem Volk

Wer in die kurdischen Gebiete der Türkei oder des Iraks reist, gerät leicht in den Verdacht, Sympathisant der verboteten PKK zu sein. Diese Erfahrung mußten vor zwei Wochen acht StudentInnen der FU machen, die mit Lehrmaterial auf dem Weg in die südirakische Universitätstadt Sylaymaniyah waren, um mit der dortigen Universität Kontakte zu knüpfen. Einige der StudentInnen wurden auf dem Flughafen von einer türkischen Anti-Terror-Einheit in Istanbul festgehalten und verhört.

Die StudentInnen beschäftigen sich auch in Berlin intensiv mit Kurdistan. 1990 gründeten sie in Zusammenarbeit mit dem AStA-FU eine „Kurdistan-AG“, um mehr Öffentlichkeit für ein Volk zu schaffen, das in der Bundesrepublik meist nur in Verbindung mit der PKK oder Flüchtlingslagern auftaucht. Auf der wissenschaftlichen Ebene sieht es dementsprechend dürftig aus. An der FU werden vereinzelt Kurdisch-Sprachgänge angeboten, und ab und an taucht im Vorlesungsverzeichnis ein Literaturseminar auf. Die Kurdistan-AG fordert deshalb einen Kurdologie- Studiengang in Berlin.

„Das Fach Kurdologie wäre das erste seiner Art in der Bundesrepublik“, sagt Arend Wellmann, Mitbegründer der Kurdistan-AG. In Westeuropa gibt es nur einen einzigen Lehrstuhl – am Pariser Institut National des Langues et Civilisations Orientales.

Kurdische Studien haben in Berlin aber eine Vergangenheit. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Fach an der heutigen Humboldt-Uni gelehrt. Aus rein politischen und wirtschaftlichen Motiven, wie Arend Wellmann sagt: „Die Deutschen waren nicht so sehr an den Menschen und deren Kultur interessiert, sondern wollten sich gegenüber Briten und Franzosen im kurdischen Gebiet einen größeren Einfluß verschaffen.“ Bis heute ist laut Arend Wellmann die kurdische Sprache kaum erforscht, sie werde nur als „Ableger“ des Persischen behandelt. Sein Fazit: „Die Forschung in Deutschland ist ein Spiegel der politischen Situation der KurdInnen in der Türkei, Iran, Irak und Syrien.“

Der Bedarf an Forschung kann aber schon mit wenigen Mitteln gedeckt werden. Die Kurdistan-AG schlägt eine fachbereichsunabhängige Professur, Lehraufträge und Bibliotheksmittel vor. Aber auch an der FU regiert der Rotstift: Wir müssen sparen, sagt FU-Pressesprecher Christian Walther. Und: „Ein solcher Studiengang hätte eher eine politische als wissenschaftliche Motivation.“ Das sei nicht das Interesse der Universität. Außerdem würden genügend kurdische Kurse an der FU angeboten, mehr als in Paris.

An einer Zusammenarbeit mit der PKK hat die Kurdistan-AG kein Interesse. Arend Wellmann: „Wir wollen unabhängig von allen politischen Parteien arbeiten.“ Auch die in Istanbul festgehaltenen StudentInnen wurden verdächtigt, mit der PKK Verbindungen aufzunehmen. Sie hätten, so Arend Wellmann, ein Papier unterschreiben sollen, daß sie mit der PKK zusammenarbeiten. Glück im Unglück: Trotz Weigerung wurden sie alle nach einigen Stunden wieder freigelassen und konnten ihren Weg nach Südkurdistan fortsetzen. Julia Naumann

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