Wasser marsch

■ Norwegische Wasserkraftwerke sollen Strom nach Hamburg liefern

Der Plan ist kühn, aber umstritten. Ab der Jahrtausendwende wollen die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) über das längste Hochspannungs-Seekabel der Welt (540 Kilometer durch die Nordsee) Strom aus norwegischen Wasserkraftwerken beziehen. Die Verträge mit der norwegischen EuroKraft Norge sind unterschrieben. Mit dem Vertrag verpflichtet sich EuroKraft, über 25 Jahre lang Strom nach Deutschland zu liefern.

Allerdings muß Norwegens Regierung noch ihr „Ja“ zu dem Export des „weißen Goldes“ geben. „Wir sind optimistisch, daß sie in den nächsten Wochen zustimmt“, prophezeit Odd Hoelsaeter, Präsident von „Statnett“, das den Stromtransport in Norwegen verwaltet.

Ein Schritt zum Ausstieg Hamburgs aus der Atomwirtschaft? HEW-Vorstandsmitglied Manfred Timm dämpft die Erwartungen: „Durch den Vertrag kann kein einziges deutsches Kraftwerk ersetzt werden.“ Allerdings: Sollten die HEW den norwegischen Strom nicht mit anderen deutschen Energieversorgern teilen müssen, könnten etwa vom Jahr 2000 an „20 Prozent des Hamburger Strombedarfs über Wasserkraft gedeckt werden“. Bislang steuern die regenerativen Energien nur 0,1 Prozent zur hanseatischen Stromerzeugung bei.

Während die SPD auf Wahlplakaten bereits mit dem Slogan: „Strom für Hamburg aus Wasserkraft in Norwegen – Ein Beitrag zum aktiven Umweltschutz“ wirbt, kritisieren die Hamburger Grünen das Projekt heftig. Denn norwegische Umweltschützer laufen massiv gegen den Ausbau der Wasserkraft für Exportzwecke Sturm, da die dafür benötigten Staustufen riesige Naturflächen aus ihrem ökologischen Gleichgewicht bringen.

Auch der Protest der Wattenmeer-Schützer gegen das Einbetten des 14 Zentimeter dicken Kabels in den Meeresboden ist programmiert. Da über dieses Kabel in Trockenperioden auch norddeutscher Atomstrom nach Norwegen fließen soll, sieht die GAL in dem Wasserkraft-Projekt keinen Schritt in Richtung Atom-Ausstieg, sondern den Versuch, „die langfristige Auslastung der Kernkraftwerke zu sichern“ und den Ausstieg zu verschleppen. Marco Carini