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Haribo-Man kehrt zurück

■ Wieder Gottschalk statt Lippert bei ZDF-Samstagabendshow "Wetten, daß...?"

Berlin (taz/dpa/AP) – Wolfgang „Lippi“ Lippert saß unbeteiligt im Saal des großen Berliner Hotels, als der Intendant den Rücktritt des Showmasters vermeldete: Für Lippert sei dies „möglicherweise ein persönlich schmerzlicher Prozeß“ – aber ab 15.1. 94 werde wieder Thomas Gottschalk die ZDF-Unterhaltungssendung „Wetten, daß...?“ moderieren. „Lippi“, der Moderator aus Ostdeutschland, hatte „Wetten, daß...?“ im September 1992 von Gottschalk übernommen, als dieser wegen seiner Late-Night-Show bei RTL beim ZDF wegging. Lippert soll nun mit einer neuen ZDF-Show abgespeist werden, die am Dienstag laufen wird.

Gottschalks Rückkehr im Gepäck des neuen Mainzer Unterhaltungschefs Fred Kogel (33) wurde am Dienstag abend von Stolte auf einer Pressekonferenz zur Funkausstellung mitgeteilt. Gottschalk werde seine Late-Night-Show bei RTL weiterführen und für sieben bis acht Shows pro Jahr an das ZDF ausgeliehen.

Auch bei der Verkündung der Rücktrittsgründe des bisherigen Unterhaltungschefs und Volksmusikförderers Wolfgang Neumann war Stolte wenig zimperlich: „Psychische Belastung“. Neumann, der als „leitender Redakteur“ beim ZDF bleiben darf, hatte in den vergangenen Monaten alles in den Sand gesetzt: „Elstner und die Detektive“, „Deutschland lacht“ sowie „Traumjob“ floppten, Kulenkampff hatte einen schellen Abgang beim „Großen Preis“.

Neumanns Nachfolger Kogel soll seine Arbeit am 1. November beginnen. Er ist nach ZDF-Angaben seit mehr als zehn Jahren in der Unterhaltungsbranche tätig. Als Moderator beim Bayerischen Rundfunk, Produzent des inzwischen abgeschalteten Kommerzsenders Tele 5 (Leo Kirch) und Assistent des Münchner Filmproduzenten Bernd Eichinger habe der Jurist „hervorragende Qualifikationen“ vorzuweisen. Kogel ist zur Zeit Producer von „Wetten, daß...?“.

Neben der Forderung nach dem Fall der 20-Uhr-Werbegrenze für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kündigte Stolte weitere Veränderungen im Programm an. Damit will der Sender auf die wachsenden Marktanteile der Kommerziellen und rapide sinkende Werbeeinnahmen (minus 200 Millionen Mark jährlich) reagieren. Originär öffentlich-rechtliche Angebote wie das Kulturmagazin „aspekte“ und das Frauenmagazin „Mona Lisa“ will das Zweite künftig herausheben. Das „Literarische Quartett“ soll ab 1994 statt viermal sechsmal jährlich ausgestrahlt werden, der „Sportspiegel“ kommt wieder ins Programm. Neben neuen Tierserien soll die neue Krimi-Reihe „Faust“ mit Heiner Lauterbach zu sehen sein.

Als neue Moderatorin neben Wolfgang Herles soll künftig Christa Schulze-Rohr die Gastgeberrolle bei der Talk-Show „Live“ übernehmen. Schulze-Rohr hat seit 1983 „Wortwechsel“ bei Südwest 3 moderiert.

Nachdem Intendant Stolte seinen Vortrag beendet hatte, ging „Lippi“ nach vorn ans Mikro und gab eher schleimig als lustig den Ossi: Weil er aus den neuen Ländern komme, sei er „Wendepunkte“ gewohnt; solche Auseinandersetzungen mit der „Leitung“ seien für ihn nichts Neues. Die habe er zuletzt mit DDR-Fernsehchef Heinrich Adameck gehabt.

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