Rauschen und Flimmern auf der Funkausstellung

■ Seit heute dürfen sich die Fernsehsüchtigen und Kommunikationsfans an der 39. Internationalen Funkausstellung berauschen / Digitaltechnik mit Neuigkeiten

Sie gilt als eine Messe der Superlative, die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin. Seit heute sind die Tore am Messengelände rund um den Funkturm für das High-Tech-Spektakel zum 39. Mal wieder für die Allgemeinheit geöffnet. Trotz anhaltender Rezession erwartet der Veranstalter, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), auch diesmal wieder einen ähnlichen großen Besucherandrang wie noch vor zwei Jahren. Damals waren rund eine halbe Million Menschen auf das Gelände geströmt. In diesem Jahr werden sie – zumindest quantitativ – noch mehr zu sehen bekommen als beim letzten Mal. Die Ausstellungsfläche ist mit 103.000 Quadratmetern um 20.000 Quadratmeter gewachsen. Auch die Zahl der Anbieter liegt mit 740 aus 33 Ländern um ein Vielfaches höher als noch vor zwei Jahren (571 aus 29 Ländern). An der Spitze der ausländischen Vertreter liegt Hongkong mit 81 Ausstellern, gefolgt von den USA (42), Taiwan (35) und Japan (31).

Trotz dieser respektablen Daten werden die Besucher nach revolutionären Neuheiten vergeblich suchen. Diesmal präsentieren die Hersteller eher Verfeinerungen und technische Fortentwicklungen. Etwa in der Fernseh- und Hörfunkbranche, wo die Digitaltechnik ihren Siegeszug in rasantem Tempo fortsetzt. Höhepunkte der Messe sind zweifellos die Farbfernsehempfänger in Multinorm, LCD-Bildschirme bis zu einer Diagonale von 40 Zentimeter, TV- Projektionseinheiten, Videorecorder mit vereinfachter Programmierung, Empfangsgeräte für den digitalen Satellitenrundfunk, Recorder für digitale Compactcassetten (DCC) und Mini-Discs (MD), Foto-CD-Geräte. Einen Schwerpunkt werden – trotz der Krise in der Automobilindustrie – wieder HiFi-Geräte für Kraftfahrzeuge sein. Denn, so die gfu, in diesem Jahr rechne man mit sechs Millionen verkauften Autoradios. Vor allem an der verbesserten Empfangstechnik, vereinfachter Bedienung und Diebstahlssicherung dürfen sich Autofreaks berauschen. So sind beispielsweise CD- Wechsler so klein, daß sie bequem ins Handschuhfach passen und vom Nutzer über die Tastatur des Autoradios fernbedient werden können.

Mit rund 20 Prozent der Ausstellungsfläche nimmt die Kommunikationselektronik einen weiteren Schwerpunkt ein. Vorgestellt werden unter anderem das erste preisgünstige Bildtelefon sowie ein im Koffer verstautes Satellitentelefon.

Wie jede Messe so gilt auch die IFA als Konjunkturbarometer. Nach einem Rekordumsatz in der deutschen Branche von rund 25 Milliarden Mark 1992 wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum rund zehn Prozent weniger verkauft. Nachdem die gfu noch vor Wochen einen Umsatz von 24 Milliarden Mark für den deutschen Markt prognostiziert hatte, setzt sie nun die Marge um eine halbe Milliarde niedriger an. Von der IFA, so die Hoffnung der Industrie, sollen daher Impulse, gerade auf das Weihnachtsgeschäft, ausgehen.

Wer weniger an technischen Neuerungen, sondern am profanen TV-Alltag interessiert ist, hat dieses Jahr die Qual der Wahl. 31 Radio- und 14 Fernsehsender werden live vor Ort senden. Allein die ARD bietet 80 Stunden Hörfunk, 30 Stunden Fernsehen und 20 Stunden Bühnenunterhaltung. Severin Weiland

Die IFA ist bis zum 5. September täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Ort: rund um den Funkturm.

Siehe auch Berichte auf den

Seiten 7 und 14