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Beim DGB hängt der Haussegen schief

■ Die Vorsitzende des DGB-Landesbezirks wird von der Gewerkschaft HBV hart angegangen / Grundsätzlicher Streit

Innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gärt es gewaltig. Mit harten Worten attackiert die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) die DGB-Landesbezirksvorsitzende für Berlin und Brandenburg, Christiane Bretz. Der Berliner HBV-Chef Manfred Müller wirft Bretz in einem internen Schreiben vor, ihre Aufgabe als Landesvorsitzende „verfehlt“ zu haben und durch ihre Sitzungsleitung im DGB-Landesbezirksvorstand den Konsens der Einzelgewerkschaften „mehr und mehr“ zu zerstören.

Anlaß der Streitigkeiten ist eine vor zwei Wochen von HBV- Mitgliedern durchgeführte Aktion in der Berliner Zentrale der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE). Wie berichtet, hatte am 17. August eine HBV-Seniorengruppe aus Solidarität mit den Kaliarbeitern von Bischofferode kurzzeitig die IGBE-Büros besetzt. Zugleich äußerten sie ihren Unmut über die Zustimmung der IGBE zum umstrittenen Fusionsvertrag der Mitteldeutschen Kali AG und der BASF-Tochter Kali und Salz, mit der faktisch das Ende der Grube von Bischofferode eingeleitet wird.

Müller, der die Aktion der HBV-Mitglieder gegenüber der Presse verteidigt hatte, wurde daraufhin von Bretz intern hart angegangen. Die „gewalttätige Besetzung“ unter „Einbeziehung sämtlicher Fernsehstationen und sonstigen Medien“ lasse vermuten, daß es „Gewerkschaftskollegen gibt, die die Spaltung des DGB und seiner Gewerkschaften zum Ziel haben“, so Bretz in einem Brief vom 18. August, der sowohl an Müller als auch an die Vorsitzenden der anderen Einzelgewerkschaften im DGB-Landesbezirskvorstand ging. Besetzungen von Gewerkschaftsbüros seien bisher „letztes Kampfmittel unserer politischen Gegner“ gewesen, schreibt Bretz in Anspielung an das Verbot der deutschen Gewerkschaften durch die Nazis 1933. Müller solle sich bei der IGBE-Bezirksleitung entschuldigen und dafür sorgen, daß derartige Aktionen in Zukunft nicht mehr stattfänden.

Vorwürfe und Forderungen, die der HBV-Chef prompt zurückwies. Vielmehr sei ihr Schreiben geeignet, die „befürchtete“ Spaltung auszulösen, so Müller in seiner schriftlichen Antwort an Bretz vom 25. August. Mit scharfen Worten geißelt er auch die Öffentlichkeitsarbeit der DGB-Chefin im Zusammenhang mit Bischofferode. So sei nach einer Diskussion im Landesbezirksvorstand in einer Pressemitteilung „noch nicht einmal von unterschiedlichen Auffassungen in den Einzelgewerkschaften“ gesprochen, sondern „lediglich der kleinste gemeinsame Nenner“ weitergegeben worden. Wer so handele, könne nicht mehr erwarten, daß „sich überhaupt noch jemand für unser Geschehen im DGB-Landesbezirksvorstand interessiert“. Severin Weiland

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