: Fahrrad-Unfallstudie bleibt geheim
■ Referatsleiter: Mitarbeiter hat sich aber im Ton vergriffen
Untätigkeit und Blockadepolitik wirft der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe vor: „Die tun nichts für den Fahrradverkehr in Berlin“, bemängelt Martin Schlegel, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr: „Jetzt setzen wir uns ran und machen etwas, da bekommen wir keine Informationen.“ Seine Kritik macht Schlegel an einem Brief der Verwaltung fest, der zeige, daß der Senat keine Zusammenarbeit wolle. Erhofft hatte sich die Gruppe den Untersuchungsbericht „Unfallschwerpunkte im Fahrradverkehr in Berlin“, der beim Senat seit Mai 1990 vorliegt. Zweimal bat der Verband um Ergebnisse; jetzt antwortete Reinhard Lippold vom Referat für Grundsatzangelegenheiten des Straßenwesens: „Da diese Untersuchung der Unterstützung unserer Arbeit dient, ist eine Veröffentlichung nicht beabsichtigt.“ Daher könne er Ergebnisse „weder zur Verfügung stellen noch eine Einsicht gewähren“.
Der Folge, daß veröffentlichtes Material der Verkehrsverwaltung demnach nicht der eigenen Arbeit dient, widersprach Referatsleiter Arild Peltz: „Neue Erkenntnisse hat es durch die Studie nicht gegeben“, deswegen sei der Bericht für Verbände wie den BUND uninteressant. Die Zahlen, mit denen statistisch gearbeitet wurde, seien zu klein, um zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten. Nur daher habe sein Mitarbeiter dem Wunsch nicht entsprochen. Der schätzte das gestern anders ein als sein Chef: „Es ist schließlich eine sehr umfangreiche Studie, die Auswirkungen unserer Arbeit dokumentiert“, sie sei die Grundlage, „auf der wir uns eine Meinung bilden“.
Für BUND-Mitarbeiter Schlegel zeigt der Brief, „was Bürgernähe heißt und wie man mit der Öffentlichkeit umgeht“; das Schreiben sei eine „Unverschämtheit“. Referatsleiter Peltz sieht in dem Brief lediglich einen Einzelfall, allerdings einen mißglückten: „Mag sein, daß man sich mal im Wort vergreift.“ Christian Arns
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen