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■ Urdrüs wahre KolumneEin Ekelpaket von Kellog' s

Urdrüs wahre Kolumne

Ein Ekelpaket von Kellogg's

Wirtschaftsförderung also soll das sein, wenn ein paar lächerliche Cowboys aus den Sümpfen des Teufelsmoors mit ihren ausgedienten Brauereipferden tierquälerisch durch die Stadthalle preschen und mit Yippie und Countrymusic aus der Dose hilflose Oldenburger Milchkühe verwirren. Und dafür macht Claus Jäger die Hunderttausender locker und die DVU brüllt zustimmend Muh... Manche Leute halten das Hufeisen offenbar für einen Kopfschmuck, den man sich nach Belieben aufs Haupt prügeln kann. Nach Belieben ja — aber nicht folgenlos, wie das schlechte Beispiel lehrt.

Echte Trendsetter-Mentalität offenbarten zwei junge Damen mit Zahnspange, die am Mittwoch vorm Eingang eines Findorffer Supermarkts einen klitzekleinen Privatflohmarkt mit DINOS in allen Variationen veranstalteten. „Wenn jetzt der Film kommt, wollen erst alle welche haben und dann willse keiner mehr,“ erläuterte die 10-jährige Tanja ihr Marketing-Konzept, „bei den Glücksbärchis war's genauso.“ Klug gedacht, Frollein Tanja — die Wolkenkuckucksheimer des Sparkassen-Musicals sollten bei Dir ein paar Nachhilfestunden nehmen!

Die Umwandlung dieser Republik in eine parlamentarische Monarchie empfiehlt der Altersrentner Louis Ferdinand aus Borgfeld via BILD-Zeitung. Prinzipiell kein Einspruch: Aber daß sich dieser rüstige Herr von Preußen nunmehr selbst bzw. seinen unmündigen Enkel für diesen Posten ins Spiel bringt, ist schon recht unschamhaftig. Am Wochenende hochstapelt der übermütige Greis auch noch als SEINE KAISERLICHE HOHEIT in seiner Eigenschaft als Schirmherr des Bremer Patiententags. Ja isses denn schon soweit, daß Gottesgnadentum durch schlichtes „Ick bün all da!“ ersetzt werden kann?

Zu gern hätte ich die betroffene Hackfresse jenes Werder-Fans nach der Niederlage gegen Duisburg gesehen, der bereits Stunden vor Spielbeginn auf das Allerunangenehmste beim Krakeelen in der Faulenstraße auffiel. Der mit sämtlichen Grün-Weiß-Gimmicks ausgestattete Trunkenbold forderte ultimativ einen dunkelhäutigen Herrn auf, mit ihm das Werder-Lied anzustimmen. Als dieser, ob aus Unkenntnis des trüben Bänkelsangs oder aus Gründen der Selbstachtung, nicht mit in den Cantus einfiel, schlang ihm der Fußballfreund den selbstredend grünweißen Schal um den Hals und schrie: „Dich bring ich in die Umerziehung.“ Um danach „Ha-I-Vau Duisburg“ und „Aidsneger, Aidsneger“ zu schreien. Eigenem Bekunden nach ist dieses Ekelpaket Mitarbeiter des Hauses Kellogg's — aber wer wollte das schon den einzelnen Cornflakes zum Vorwurf machen!

In meiner zweitliebsten Wochenzeitung HEIM UND WELT gab es dieser Tage einen brandheißen Tip für ArbeitnehmerInnen, den wir zwar ungeprüft, aber doch vertrauensvoll weitergeben: „Magie gegen Ärger im Job: Bei abnehmendem Mond Weihrauch entzünden. In eine Figurenkerze den Namen des Chefs ritzen. Auf Pergament schreiben Von nun an wird Herr X. nur noch süße Worte zu mir sprechen. Bei Aradia, Dianas Tochter, so sei es. Mit Honigtropfen benetzen, zur Kugel rollen, in den Mund der Kerze stecken. Neun Abende lang brennenlassen, Reste in einen Fluß werfen. Asche auf dem Weg ins Büro verstreuen.“ Über Erfahrungsberichte hierzu freut sich Ihr Ulrich Reineking-Drügemöller

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