: Eine Tote bei Brand in Flüchtlingsheim
Mutter zweier Kinder stürzte sich aus Angst vor den Flammen in den Tod / Polizei glaubt nicht an Brandstiftung von Rechtsradikalen / Brandursache noch unklar ■ Aus Biberach Philippe André
Eine Tote und vier Schwerverletzte, darunter zwei Kinder, hat ein Brand in einem Asylbewerberheim in der schwäbischen Kleinstadt Biberach gestern nacht gefordert. Die Polizei schließt Brandstiftung nach ersten Erkenntnissen offenbar aus. Der Sachschaden wird auf rund 100.000 Mark beziffert.
Gegen vier Uhr dreißig gestern früh entdeckte eine Polizeistreife den Brand in einem Büroraum im dritten Stock des überwiegend von Albanern und Ex-Jugoslawen bewohnten Heimes. Der herbeigerufenen Feuerwehr gelang es noch, sämtliche Bewohner des ersten Stockwerks zu evakuieren, doch konnte sie wegen starker Rauchentwicklung nicht in die zweite Etage vordringen.
Dort befanden sich aber noch Menschen. Unter ihnen war auch eine Mutter zweier Kinder. Sie geriet in Panik, warf zunächst ihre beiden Kinder aus dem Fenster ihres Zimmers und sprang dann selbst hinterher. Die Kinder wurden dabei schwer verletzt. Eines mußte in eine Münchner Spezialklinik geflogen werden. Die Mutter der Kinder zog sich durch den Sprung tödliche Verletzungen zu. Zwei weitere der 56 Heimbewohner suchten sich ebenfalls durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten und verletzten sich dabei schwer.
„Schrecklich, einfach schrecklich ist das, aber Gott sei Dank, es war ja keine Brandstiftung“, meinte ein Anwohner zu dem Unglück. Auch das Landeskriminalamt, das noch am Morgen die Ermittlungen aufgenommen hatte, ließ bereits wenige Stunden später verlauten, es handele sich – nach ersten Erkenntnissen – nicht um einen ausländerfeindlichen Anschlag.
Das Feuer sei nicht in der türkischen Gaststätte im Erdgeschoß, sondern im dritten Stockwerk ausgebrochen. Am Unglücksort seien außerdem weder fremdenfeindliche Schmierereien noch etwa Benzinkanister, andere Brandsätze oder sonstige Hinweise auf eine Brandstiftung gefunden worden. Über die Ursache des Brandes gab es gestern nachmittag noch keine genauen Erkenntnisse.
Brand auch in
einem Haus in Bayern
Berlin (AP) – Auch In Grafrath im Landkreis Fürstenfeldbruck geriet in der Nacht zum Donnerstag ein von Ausländern bewohnten Haus in Brand. Nach Angaben der Polizei wurde aber niemand verletzt; die rund 40 Bewohner kamen mit dem Schrecken davon. Als Ursache des Feuers vermutete die Polizei einen technischen Defekt oder Fahrlässigkeit. Hinweise für eine Brandstiftung gebe es nicht.
Nach ersten Ermittlungen war das Feuer gegen 0.55 Uhr in der oberen Etage des zweistöckigen Hauses ausgebrochen, in dem Privatleute Wohnungen und Räume an Ausländer vermietet haben. Die von einer Hausbewohnerin alarmierte Feuerwehr brachte den Brand schnell unter Kontrolle. Das Dach und einzelne Räume im zweiten Stock brannten aus. Es entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Mark. Die Hausbewohner wurden noch in der Nacht provisorisch in der Turnhalle der Gemeinde unterbracht.
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