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Fürs Zusammenwachsen der Deutschen wichtig

■ Die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach unterstützt die Kandidatur von Jens Reich

taz: Frau Limbach, Sie haben die Kandidatur von Jens Reich für das Amt des Bundespräsidenten unterstützt. Was spricht für ihn?

Jutta Limbach: Für das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands ist es wichtig, daß der nächste Präsident aus den neuen Ländern kommt. Uns trennen unterschiedliche Erfahrungen. Im Osten schleichen sich verstärkt Minderwertigkeitsgefühle ein. Zur Unterstützung von Jens Reich hat mich unter anderem auch die Art bewogen, wie er sich mit der Vergangenheit der DDR auseinandersetzt, ohne rigides Moralisieren, aber auch ohne dem Amnestiefieber zu verfallen. Seine Kritik zielt nach Ost und West.

Spielte für Sie etwa auch eine Rolle, daß der Vorschlag nicht aus den Parteien kam und daß Reich kein Parteipolitiker ist?

Das stand für mich nicht im Vordergrund, obwohl ich schon der Meinung bin, daß es sich nicht um ein Geschäft parteilicher Personalpolitik handelt. Der Bundespräsident soll über den Parteien stehen, deshalb kann sich die Auswahl nicht auf Menschen beschränken, die Mitglied einer Partei sind.

Mit der Initiative „Sozialdemokraten für Jens Reich“ steht ja die Berliner SPD innerhalb der Bundes-SPD ziemlich alleine da.

Das liegt zum einen sicher an der Nähe zu den neuen Ländern. Zum anderen hängt das mit der Kandidatur von Johannes Rau zusammen – den ich persönlich sehr schätze. Ich hatte allerdings den Eindruck, es hätte sich ein überparteilicher Konsens herausgebildet, daß es ein Kandidat aus dem Osten werden sollte. Im übrigen halte ich es nicht für schädlich, wenn mehrere Personen vorgeschlagen werden. Ich bedauere allerdings, daß es keinen ernsthaften Vorschlag gibt, das Amt mit einer Frau zu besetzen.

Die SPD hat den Vorschlag Jens Reich weitgehend ignoriert. Damit ist natürlich die Aussicht für eine erfolgreiche Kandidatur gering. Das ist wohl der Preis für die Loyalität zu Johannes Rau.

Ich halte das nicht für Loyalität, eher für Verehrung. Jeder, der Rau aus Gesprächen kennt, weiß seine Souveränität zu schätzen und die Art, wie er auch Minderheitenpositionen ernst nimmt. Er hat die Statur für das Amt, eine andere Entscheidung der SPD könnte nur über einen parteiinternen Konsens laufen. Das gilt auch für die Berliner Initiative einiger SPD-Abgeordneten.

Wird denn die Initiative noch einmal versuchen, auch in der West-SPD für Reichs Kandidatur zu werben?

Das sollte noch stattfinden. Interview: Matthias Geis

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