: Sex, Tips und Politik
■ Schwules TV-Magazin Blow Up! auf Sendung
Hamburgs schwules TV-Magazin Blow Up ging bereits viermal auf Sendung im Offenen Kanal. Während in Berlin das schwule TV-Magazin Andersrum beim Kabelsender FAB eingestellt werden mußte, läuft an jedem 1. Montag im Monat um 20.15 Uhr im Offenen Kanal ein abwechslungsreiches, locker moderiertes und informatives Programm von 45 Minuten, das versucht, Hamburgs schwules Leben in die Wohnzimmer zu bringen.
Zum Beispiel mit einem amüsanten Interview mit den „Crazy Boys“, mit dem Schwulen-Kneipen-Test, bei dem jeden Montag abend gegen 1 Uhr nachts eine von 50 schwulen Locations Hamburgs mit der Kamera besucht wird. Es gab Beiträge zum schwul-lesbischen Jugendtreffen und ein Interview mit Hamburgs Schul- und Jugendsenatorin Rosemarie Raab zu den Themen Rahmenrichtlinien zu Sexualerziehung und Gleichstellung schwul-lesbischer Paare. Das Thema Aids fehlt ebensowenig wie Veranstaltungstips oder die Kontaktecke und der Erotik-Clip.
Das Program machen der Werbefilmproduzent Christian Nordwald (39), der BWL-Student Sascha Berger (26), Jura-Student Axel Strehlitz (26) und Olav Ulbricht (25), der in einer Kneipe arbeitet und in der Medienwelt Fuß fassen will. Axel und Olav teilen sich die Moderation, Christian ist für die Technik verantwortlich.
Christian: „Alle vier sind gleichermaßen an allen Arbeitsprozessen beteiligt. Jeder hält die Kamera oder schneidet. Die Inhalte werden ebenfalls von uns gemeinsam bestimmt“, erläutert Christian, und Olav ergänzt: „Wir gehen unideologisch an die Sache heran. Die Berichte entstehen aus unserem schwulen Selbstverständnis.“
Die Finanzierung von Blow Up! ergibt sich aus der Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal, der die Technik zur Verfügung stellt und einer Spende von Schmidt's Tivoli, an die weiter keine großartigen Verpflichtungen gebunden sind. Das Budget sitzt knapp wie Olav erklärt: „Mehr Geld hätten wir schon gern, dann könnte man zum Beispiel einen Swimming-Pool mieten für den Clip, aber das ist halt nicht drin.“ Auf die Frage ob sich bei entsprechendem Erfolg eine Zusammenarbeit mit überregionalen Sendern denken läßt, strahlt Axel: „Wir hätten sogar großes Interesse daran und hoffen, daß auch Sender wie VOX Interesse zeigen. Schwule TV-Magazine werden eine Zukunft im Fernsehen haben, allerdings nicht im ARD oder ZDF.“ Das schwule Magazin Andersrum aus Berlin hatte auch wegen zurückgehender Werbeaufträge eingestellt werden müssen, aber Olav weiß: „Das ist eigentlich ziemlich dumm. Schwule sind heutzutage eine feste Zielgruppe, nach der sich die Werbung orientiert. Schau dir allein mal die West-Zigaretten-Reklame an oder die Jeans-Werbung. Je luxuriöser die Artikel werden, umso mehr orientiert man sich an dem ,gebildeten, feinsinnigen' Schwulen. In den Werbestudios wissen die sehr gut Bescheid darüber.“ Das Thema Aids wird demnächst in einem Interview mit den Big-Spender-Veranstaltern wieder aufgegriffen, auch im Hinblick auf die Aids-Benefiz-Gala im Curio-Haus am 31. Oktober. Die Tränendrüsen-Ecke will man aber bei dem Thema tunlichst vermeiden, dafür soll es um praktische Tips und Anregungen gehen. Und letzthin wünschen sich die Macher dergleichen auch von ihrem Publikum: „Prima wäre ein größeres Zuschauerfeedback, Reaktionen und Kritik.“ Michael Malert
Kontakt: Blow Up!, c/o Hein & Fiete, Gurlittstr. 47, 20099 Hamburg
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