Somalia: UNO-Streit nach Angriff auf Blauhelme

■ Blieben Italiener untätig, während Nigerianer erschossen wurden? UNO bestreitet italienische „Sondervereinbarung“ / Verhaftungen in Kenia

Mogadischu (dpa/wps/taz) – Ein Angriff auf UNO-Soldaten aus Nigeria in der somalischen Hauptstadt Mogadischu, bei dem Sonntag früh sieben Soldaten ums Leben kamen, hat für neuen internen Streit in der UNO gesorgt. Die Nigerianer waren unter Beschuß geraten, als sie eine abziehende italienische Einheit an einem Checkpoint ersetzen sollten. Es entwickelte sich ein zweistündiger Schußwechsel; ein Nigerianer wurde von Somalis gefangengenommen. Somalische Augenzeugen berichteten, die Schießerei sei entstanden, nachdem umstehende Somalis die Italiener zum Bleiben bewegen wollten. Die Nigerianer hätten die Menge mit Warnschüssen vertreiben wollen, worauf dann die Somalis zu schießen begannen.

„Wir haben sie wie Reissäcke nach Nigeria geschickt!“ freute sich ein Anwohner hinterher und beschwerte sich, die Nigerianer seien absprachewidrig stationiert worden: „Die Italiener schlossen mit uns eine Vereinbarung, um hier zu sein. Wir lassen niemanden ohne Erlaubnis hierherkommen.“ Nigerianische Kommandanten beschwerten sich, die abziehenden Italiener seien ihnen nicht zu Hilfe gekommen. Zuschauende Italiener hätten sogar die Nigerianer gebeten, beiseite zu gehen, um nicht selber in die Schußlinie zu geraten.

Die nigerianischen Leichen konnten zuerst nicht geborgen werden, da eine Meute von Kindern um sie herum zu feiern begann und vor TV-Kameras „Aidid! Aidid!“ rief. Später wurden sie doch abtransportiert, und Italiener besetzten wieder den Checkpoint – zur Freude der Somalis.

Während Italiens Verteidigungsminister Fabrio Fabbri die nigerianischen Vorwürfe zurückwies und ein UNO-Sprecher die Existenz eines „Abkommens“ zwischen Italienern und Somalis dementierte, reagierte UNO-Generalsekretär Butros Ghali auffallend moderat und sprach von der Notwendigkeit einer allgemeinen Entwaffnung. Als am Sonntag abend US-Hubschrauber Angriffe gegen Ziele in Mogadischu starteten, wiesen US-Militärsprecher jeglichen Zusammenhang mit dem Vorfall zurück. Es handele sich vielmehr um Vergeltung für den vorherigen Beschuß des Flughafens durch Aidid-Anhänger.

Unterdessen wurden in Kenia mehr als 2.000 somalische Flüchtlige in einem Lager bei Wajir festgenommen, nachdem ein für Unicef arbeitender amerikanischer Pilot am Freitag im Schlaf erschossen worden war. Die UNO hat ihre Hilfsarbeiter aus der Gegend abgezogen und kritisierte mangelnde Sicherheit: Vermutlich bis zu 2.000 Flüchtlingsfrauen seien seit Jahresanfang von kenianischen Sicherheitskräften vergewaltigt worden, sagte ein UNHCR-Sprecher. D.J.