Klöckner hofft auf Bremer Einsatz

■ Versammlung: Belegschaft und Vorstand für „Interessentenlösung“

Dramatische Appelle für eine schnelle Umsetzung der „Interessentenlösung“ bei der Stahlhütte in Bremen beherrschten gestern die Klöckner-Betriebsversammlung in der Stadthalle. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Sörgel forderte den Senat auf, „in den sauren Apfel zu beißen“ und Teile der Stadtwerke zu verkaufen, um in einer neuen Gesellschaft Kapital für die Hütte einzubringen. Auch Hütten- Vorstand Klaus Hilker und Hans Koschnick als Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Klöckner-Stahl AG forderten die Trennung der Hütte von der Klöckner- Mutter in Duisburg.

„Wir müssen das letzte Wort in dieser Sache nach Bremen holen, und zwar nicht ins Rathaus und nicht in die Bürgerschaft, sondern in das Unternehmen, das dann auch nicht mehr Klöckner-Hütte heißen muß“, erklärte Koschnick unter Beifall der Klöckneraner. Auch er setzte sich für den Stadtwerke-Verkauf ein: „Eine Beteiligung um 50 Prozent an einem anderen Unternehmen kann niemand aus der Portokasse und nicht aus dem Haushalt bezahlen.“

Vorstandschef Hilker legte gestern einen neuen Strukturplan für die Hütte vor, der vom 1.10. an die Effizienz steigern und den Apparat verkleinern soll. Danach wird es nur noch drei Vorstandsmitglieder und vier Geschäftsbereiche geben. Voraussetzung sei aber eine neue Kapitalstruktur und der Abbau von noch 600 Arbeitsplätzen auf 4.100.

Finanziell punkten will die Hütte künftig mit dem Einblasen von Kunststoffabfall als Ersatz von Schweröl bei der Roheisenherstellung. Klöckner würde dadurch Geld für Schweröl einsparen und für den Kunststoffabfall die Entsorgungsprämie vom Dualen System Deutschland kassieren. Außerdem will die Hütte ihren Koks künftig zum Weltmarktpreis kaufen. Entsprechende Verhandlungen laufen mit der Ruhrkohle AG, meinte Hilker. So ließen sich pro Jahr 50 Mio Mark einsparen. mad