Zugpferd Peggy P.

■ Der Konkret-Verlag feiert 15-Jähriges

„Vor 15 Jahren wurde der Konkret Literaturverlag gegründet, und seitdem befinden wir uns in den schwarzen Zahlen“, freut sich Dorothee Gremliza. Nicht nur diese solide finanzielle Lage hat ihr Verlag dem ihres Bruders, dem Konkret-Verlag Hermann L. Gremlizas, voraus.

Linke Sachbücher und Essaysammlungen bestimmen das Verlagsprogramm, der Schwerpunkt liegt auf Kapitalismuskritik und Sozialismusdiskussion sowie auf feministischen und ökologischen Themen. Viele der im Literaturverlag veröffentlichenden Autoren schreiben auch für die Zeitschrift Konkret, so z.B. Oliver Tolmein, Georg Fülberth und Wolfgang Pohrt. Man versteht sich als linkes „Forum für gesellschaftspolitische Kritik“; auch vor sperrigen und politisch kontroversen Büchern wird nicht zurückgescheut.

Die inhaltlichen und wirtschaftlichen Krisen der Zeitschrift haben dem Literaturverlag nach Aussagen von Dorothee Gremliza nie geschadet. Die Unabhängigkeit der beiden Verlage zeigt sich auch in unterschiedlichen Einstellungen: Ihr Bruder bezeichnete beispielsweise die Bücher von Peggy Parnass – der Autorin, deren Name nie ohne das Attribut „streitbar“ erwähnt wird und die seit langem Zugpferd des Literaturverlages ist – als „dürftig, hingerotzt und nicht der Rede wert“. Einem anderen der Starautoren, Günter Wallraff, verlieh er den Karl-Krauss-Preis; diese Auszeichnung ist an die Verpflichtung gebunden, nie wieder zu schreiben, sonderen einen „ordentlichen Beruf“ zu ergreifen.

Dorothee Gremliza scheint insgesamt geschickter vorzugehen als ihr Bruder. Sie produziert kontinuierlich acht Titel im Jahr, wobei die besonders erfolgreichen Bücher – wie die von Parnass – die finanzielle Grundlage bilden. In ihrem „anderthalb Frauen Betrieb“ ist die gelernte Politikwissenschaftlerin Geschäftsführerin, Ideen- und Autorensucherin in einer Person.

Natürlich macht die wirtschaftliche Krise auch diesem kleinen Verlag zu schaffen, aber Dorothee Gremliza schaut optimistisch in die Zukunft: „Wir haben ein klar umgrenztes Publikum, das mit unserem Namen ein eindeutiges politisches Programm verbindet.“Deshalb ist geplant, die Themenschwerpunkte beizubehalten. So wird demnächst ein Buch über die kommunistischen Opfer des kalten Krieges im Westen veröffentlicht werden. Außerdem will sich der Verlag dem Problem der Fremdenfeindlichkeit widmen.

Birgit Maaß

Am 16.9. liest Peggy Parnass um 19.30 Uhr in der Heine Buchhandlung aus ihrem neuen Buch „Mut und Leidenschaft“.