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Baupreise sinken

■ Bausenator Nagel will mehr Wettbewerb und weniger Standard / 10 Prozent der Kosten sollen künftig gespart werden

Der Ruf Berlins, die Stadt mit den höchsten Baupreisen und mithin ein Selbstbedienungsladen für den Immobilienfilz zu sein, hat sich erledigt. So jedenfalls mag es Bausenator Nagel (SPD) sehen, der sich gestern auf einer Pressekonferenz nicht nur über sinkende Baukosten freute, sondern auch ein Bündel von Maßnahmen zur weiteren Kostensenkung vorstellte.

War das Preisniveau für Baustoffe in Berlin vor zehn Jahren noch um 25 Prozent höher als in Hamburg oder Hannover, so betrage die heutige Differenz nur noch 5 Prozent. Dies gehe, so Nagel, aus einer Studie des Büros „Regioconsult“ hervor, die im Auftrag der Senatsbauverwaltung im April dieses Jahres erstellt wurde und nun dem Abgeordnetenhaus vorgelegt werden soll. Offen bleibe in der Studie freilich, so mußte Nagel einräumen, inwieweit in anderen Ballungsgebieten die Preise gestiegen seien. Der Bausenator führte das „erheblich gesunkene Preisniveau“ vor allem auf die gestiegene Konkurrenz bei den Anbietern, darunter auch viele Firmen aus dem osteuropäischen Ausland, zurück. Aber auch die inländische Konkurrenz ist gestiegen: So gebe es heute im Großraum Berlin 60 Mischwerke im Vergleich zu 10 Werken vor dem Mauerfall in Westberlin.

Deutlich geringer gefallen sind dagegen die Preise für den Wohnungsbau. Hier lag das Berliner Preisniveau 1992 noch durchschnittlich 28 Prozent höher als in Hamburg, für einzelne Bauleistungen wurde in Berlin sogar das Doppelte verlangt. Aber auch hier, gab sich Nagel zuversichtlich, werde die zunehmende Konkurrenz bald Wirkung zeigen. Um weiter auf Baukosten und -preise Einfluß zu nehmen, will der Senat vor allem den Wettbewerb weiter steigern. So sollen künftig alle Aufträge der öffentlichen Hand, die im vergangenen Jahr mit vier Milliarden Mark etwa ein Fünftel des gesamten Bauinvestitionsvolumens ausmachten, auch in Brandenburg öffentlich ausgeschrieben werden. Des weiteren sollen durch den Wegfall bisher üblicher Standards im öffentlich geförderten Wohnungsbau die Kosten künftig um zehn Prozent gesenkt werden: Dies betrifft insbesondere den Verzicht auf Fahrstühle bei Neubauten mit weniger als sechs Geschossen sowie die Kürzung der Wohnflächenobergrenzen um fünf Prozent.

Zu guter Letzt soll in Zusammenarbeit mit der Jugendverwaltung beim Neubau von Kitas gespart werden. Vor allem im innenstädtischen Bereich sollen diese künftig in Wohngebäuden integriert werden, wenn es, so Nagel, „städtebaulich sinnvoll ist“. Der Bausenator gab sich zuversichtlich, daß durch diese Maßnahmen „das Bauen in Berlin künftig noch billiger wird“. Diese Entwicklung werde auch mit dem Regierungsumzug und gegebenenfalls den Olympischen Spielen nicht umgekehrt: Auch für diesen Fall, gab sich der Senator überzeugt, werde die Konkurrenz größer sein als die zu vergebenden Aufträge. Uwe Rada

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