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Umweltfreundliche Kaffeefahrten: Jacobs setzt auf die Schiene

■ Jacobs-Suchard steigt vom LKW auf den "Logistikzug" um

Umweltfreundliche Kaffeefahrten:

Jacobs setzt auf die Schiene

Jacobs-Suchard steigt vom Lkw auf den „Logistikzug“ um

„Just-in-time Produktion“, bei der die Lager auf die Transportwege verlegt werden, muß nicht unbedingt die Straßen verstopfen: Der Bremer Kaffeekonzern Kraft-Jacobs-Suchard demonstriert das seit Juli dieses Jahres. Statt wie bisher 60 Prozent des Kaffeetransports von den Bremischen Häfen zur Berliner Rösterei über Lkw abzuwickeln, hat sich Jacobs jetzt ganz auf den Transport über die Schiene verlegt. Von Jacobs, der Bundesbahn und Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier wird der „Logistikzug“, der jährlich 180.000 Tonnen Rohkaffee nach Berlin bringen soll, als „Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“ gefeiert. Wedemeier fuhr eigens nach Berlin, um von dort aus Anlaß der neuen Bahnverbindung für den geplanten Ausbau der Strecke Bremen-Uelzen- Stendal zu werben.

Seit Anfang Juli verlassen an drei Abenden die Woche um 20.23 Uhr tausend Tonnen Rohkaffee den Bremer Rangierbahnhof. Im „Nachtsprung“ geht es nach Berlin — „pünktlich und zuverlässig non stop am Stau vorbei“, wie die Bundesbahn wirbt. Die Ökobilanz des Unternehmens ist nach Angaben der beteiligten Firmen Jacobs, Bundesbahn, der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft und dem Logistikunternehmen WIC äußerst posititv: durch den Umstieg auf die Bahn fahren 4300 Lkw weniger im Jahr zwischen den Städten hin und her, der Energieverbrauch und der Ausstoß von Kohlendioxid sinken um 60 Prozent gegenüber dem Lkw-Transport.

Möglich wird das Konzept durch ein Zusammenspiel der unterschiedlichen Logistikunternehmen: Die Kaffeesäcke werden im Bremer Hafen aufgeschnitten und in Container gefüllt, die auf der Schiene direkt ins Berliner Röstwerk gebracht werden. Von dort wird der Bedarf an Rohkaffee für den nächsten Tag ermittelt und nach Bremen durchgegeben, wo der nächste Logistikzug zusammengestellt wird. Richtige „Just-in-time-Produktion“ sei das allerdings nicht, heißt es von Jacobs, denn eine gewisse Lagerkapazität müsse es noch immer geben: „Es kann ja sein, daß mal ein Schiff mit Kaffee zu spät kommt“.

So lautstark die Teilnehmer ihr Projekt feiern, so verschwiegen behandeln sie die Preise. „Die Bahn hat in diesem Fall ein Angebot gemacht, das wettbewerbsfähig war“, sagt Stefan Preussler von Jacobs. „Der Transport per Zug ist für uns nicht teurer als per Lkw.“ Neben der Versorgungssicherheit der Produktion in Berlin sei auch die Umweltentlastung für den Kaffeekonzern von Bedeutung - auch gebe es einen „Imagevorteil durch Schienentransport“. Der Kaffee-Marktführer Jacobs hat sich die Umstellung auf die umweltfreundlichen Transportmethode „mehrere Millionen“ an Investitionen in Schienenanschlüsse kosten lassen.

Auch bei der Bundesbahn hüllt man sich in Schweigen. Jacobs bekomme für den Umfang des Sonderzuges natürlich einen Sondertarif, der aber auch anderen Firmen zugestanden werde, heißt es. Insgesamt habe die Bahn höhere Frachteinnahmen von fünf Millionen Mark im Jahr. Man erhofft sich bei der Güterverkehrsabteilung der Bahn eine „Sogwirkung“ des Jacobs-Beispiels, doch eine Trendwende sei noch nicht zu erkennen: Immer noch sinke der Umfang des Gütertransports auf der Schiene gegenüber der Straße.

Bernhard Pötter

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