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■ EuropapokalEintracht Frankfurt sorgt für Zwietracht

Frankfurts Spielkunst hat eine neue Dimension erreicht: Jetzt laufen sogar die gegnerischen Trainer davon. 0:6 (0:3) unterlag Dynamo Moskau der Eintracht im UEFA- Pokal-Hinspiel. Und steht ohne Trainer da. Waleri Gassejew hat sofort nach der Partie seinen Rücktritt erklärt. „Uns haben zwar sechs Spieler gefehlt, aber zu Hause darf man nicht 0:6 untergehen.“ Die Eintracht ihrerseits feierte beim Rückflug eher den Geburtstag der Stewardeß als den auswärtigen Kantersieg. Lediglich ein überglücklicher Präsident ließ sich zu einem Orakel an Bord hinreißen. Matthias Ohms: „Jetzt stehen wir in Runde zwei.“

„So schlecht wie das Ergebnis sind die Russen nicht.“ Ein sonst selbstbewußter Trainer Klaus Toppmöller versuchte die verhaltene Euphorie noch etwas mehr zu bremsen. Für Kapitän Uli Stein erklärt sich die Leistungsexplosion aus dem Frust über das frühe Aus im DFB-Pokal gegen Freiburg. „Man hat gesehen, was es ausmacht, wenn alle laufen und kämpfen.“

Erstaunlich gut scheint Maurizio Gaudino, dem ewigen Talent mit frühen Italien-Ambitionen, das neue Umfeld zu bekommen. Der Ex-Stuttgarter, eben erst von Bundestrainer Vogts in die Nationalelf berufen, galt beim VfB als „Enfant terrible“. Zu selten war der 26jährige in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. In Frankfurt nimmt seine Mauser Formen an. Kaum hat er das alte Trikot abgelegt, wächst er: Eigentlich sollte er hinter Spielmacher Uwe Bein brav die zweite Geige spielen. Doch statt sich nur in den Dienst der Mannschaft zu stellen, setzt er sich immer mehr selbst in Szene. Mit einem Schuß aus 20 Meter Entfernung und dem daraus resultierenden 1:0 ebnete Gaudino dem Tabellenführer der Bundesliga den Weg in die nächste millionenschwere Runde. „Wenn der Trainer immer sagt, man soll auch mal schießen, klappt es auch irgendwann.“

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