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Der Bessere hat zugeschlagen

■ Henry Maske verteidigt seinen Weltmeistertitel gegen Anthony Hembrick

Düsseldorf (taz) – Henry Maske ist kein Schläger. Er ist Stilist, Taktiker. Er geht nicht in den Kampf, um den Gegner möglichst schnell auszuknocken. Er hält ihn hin, Runde um Runde, streng nach der Strategie von Trainer Manfred Wolke. Mit Übersicht und Reaktionsfähigkeit kann der Halbschwergewichtler den Kampf „lesen“, er ist es, der aus der Warteposition heraus die Aktionen im Ring bestimmt. Was man sieht, ist nicht ein emotionsloses, kalkuliertes Abspulen von Schlagrepertoire und Kampfplanung, sondern Überlegenheit, die aus Selbstvertrauen beruht.

Als er im März dieses Jahres nach 12 Runden dem amtierenden Halbschwergewichts-Champion Charles Williams den Weltmeister-Gürtel abnahm, riß er siebentausend Zuschauer in Düsseldorf von den Stühlen und sechs Millionen an die Bildschirme. Eine Wende im deutschen Profiboxen wurde gefeiert: „Gentleman“ Maske hatte die wilde, goldbehangene Prolo-Fraktion der Rocchigianis, Wellers, Botts und Jassmanns abgelöst. Es war der Erfolg der Nüchternheit und des Fleißes, vielleicht auch der Bescheidenheit. Maske ist ein Sportler, zum Popstar ist er nicht berufen. Exzeß kennt er nur in Form von Trainingsintensität.

Auch bei seinem 21. Profi- Kampf, seiner ersten Titelverteidigung gegen den Amerikaner Anthony „Hollywood“ Hembrick vor siebentausend Zuschauern in der ausverkauften Düsseldorfer Philipshalle, boxte Maske wie immer. Lediglich zwei Risse ober- und unterhalb seines linken Auges, die er sich in Runde 6 einfing, drohten den Kampf vorzeitig zu seinen Ungunsten zu beenden, aber Cutman Danny Mancini flickte geschickt. Maske hielt den ungestüm angreifenden, nicht immer fair boxenden Amerikaner sicher auf Distanz.

Immer wieder versuchte Hembrick unter der rechten Führhand des Champions durchzutauchen, um in den Infight zu kommen, seinen Reichweiten-Nachteil auszugleichen. Doch wenn er dann an Maskes Körper herankam, wich dieser den Haken geschickt aus, ließ Hembrick wiederholt ins Leere schlagen und konterte prompt. Der Herausforderer verzweifelte, und auch die Trainer- Legende Angelo Dundee in seiner Ecke vermochte ihm nicht mehr zu helfen. Nach 12 Runden war das Urteil der drei Kampfrichter einstimmig und deutlich. Das von Anthony Hembrick auch: „Ich habe hundert Prozent gegeben, bin aber vom besseren Boxer geschlagen worden.“ Thomas Lötz

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