Schlittert die Ampel in einen Häuserkampf?

■ Verhandlungen gescheitert: Grundstück des Frauenprojektes Buntentor wird verkauft

Das Frauenatelier- und Wohnprojekt im Buntentor steht vor dem Aus: Das ehemals besetzte Haus und das Grundstück im Buntentorsteinweg 372 werden für rund 500.000 Mark zum Verkauf ausgeschrieben. Ein Dumpingpreis, mit dem die Stadt Bremen, Eigentümerin des Grundstückes, kein großes Geschäft macht. Doch anstatt das von Behördenseite hochgelobte Projekt zu unterstützen und einen Häuserkampf zu vermeiden, reitet der Finanzsenator Prinzipien.

Eine Räumungsklage gegen die Frauen dürfte unmittelbar bevorstehen. Und: „Die Sache wird auch eskalieren“, ist sich Anja Fußbach vom Frauenprojekt Buntentor sicher. „Wir werden das Haus nicht einfach so verlassen.“

Monatelang wurde um das Grundstück am Buntenstorsteinweg verhandelt: Nach heftiger Stimmungsmache gegen das Frauenprojekt — eine Anwohnerinitiative meckerte unter anderem über die schlampige Fassade des Hauses und über nackt im Garten duschende Frauen — sprach sich aber der Beirat Neustadt Ende April dafür aus, daß dort Altenwohnungen entstehen sollen. Die sind allerdings längst woanders gebaut worden. Und obwohl Frauensenatorin Sabine Uhl als Vermittlerin eingesprungen war und das Sozialressort sich schützend vor das Projekt gestellt hatte, vertrat die Bürgerschaft die Meinung, daß die Frauen zu weichen haben. Der Nutzungsvertrag ist im Mai abgelaufen, und obwohl das Frauenprojekt zuerst das für eine Nutzungsverlängerung geforderte Konzeptpapier vorgelegt hatte, stieg es aus den Verhandlungen aus: „Es ging bei allen von vorneherein immer nur um kurzzeitig befristete Lösungen — die haben uns kaltlächelnd abserviert“, beklagt Anja Fußbach die fehlende Kompromißbereitschaft.

Die Suche nach einem neuen Gelände, bei der das Frauenressort als Fürsprecherin eintritt, war bislang erfolglos und ist auch nicht sehr aussichtsreich. Und ein Schulterschluß von Frauen- und Kulturbehörde, die sich aus der Sache vornehm herausgehalten hat, steht nicht bevor: Auch mit vereinten Kräften sei für einen Kauf des Grundstückes, und sei es noch so billig, kein Geld da. Und so schlittert die Ampel womöglich in ihre erste staatliche Zwangsräumung hinein. Im Fall Grünenstraße hatten die Grünen noch verlauten lassen: „Eine Räumung wird es mit uns nicht geben.“

skai

Vergleiche auch den Text zum Buch „Drachinnengesänge“ auf der Kulturseite 39