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Das Problem sind wir Deutschen

■ betr.: „Ausländer unerwünscht“, taz vom 14.9.93

[...] Das einzig wirklich Neue an der gegenwärtigen Entwicklung ist, daß Deutsche Prozesse in Deutschland endlich zur Kenntnis nehmen. Diese Nation hat eine ungebrochene rassitische Tradition. Die Linie von den Judenvernichtungen in Worms 1142 bis zu den Verbrannten von Solingen ist eine.

So, und die Branche ist so rassistisch, so menschenverachtend wie ihr gesamtgesellschaftliches Umfeld. Nicht von ungefähr haben die Menschenrechtsformationen in der Republik lange vor Hoyerswerda und folgende vor dem latenten Rassismus gewarnt.

Mit so blöden Sprüchen wie „Sie wollen doch nicht mit einem Kameltreiber im Krankenhaus das Zimmer teilen“ wurden schon vor zehn Jahren Ergänzungstarife zur Krankenversicherung verkauft, und da war in den Prospekten die gute blauäugige deutsche Mutter und die Schadortragende, hammeltreibende Türkin. Wer daran Anstoß nahm war eben irgendwie Panne. Tarifzuschläge für ungewünschte AusländerInnen, gebilligt von der Bundesaufsichtsbehörde, waren damals schon gang und gäbe, Provisionskürzungen auch.

Die Menschenverachtung geht stringend durch. AIDS-Kranke sind nicht versicherbar, Schwule/ Lesben sind nicht mehr gewünschte Risiken. In den Sachsparten — und darüber habt Ihr ja berichtet — werden die Riemen angezogen.

Das Problem sind wir Deutschen in dieser Auseinandersetzung, weil wir mit unseren Verdrängungen irgendwie fertig werden müssen, und jetzt überrascht uns das. Klaus D. Bufe, Oberhausen

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