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Auf Kinderspielplätzen

■ Baseball kämpft mit Showgags ums Erwachsenwerden

Hamburg (dpa) – Dort, wo sonst die Kicker vom Kiez für Zuschauerrekord sorgen, kämpfen die Baseballer um Anerkennung. Knapp 10.000 Fans sollen zum 30. Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am Samstag gelockt werden. Statt des FC St. Pauli gibt es am Millerntor das Duell des achtfachen Rekordmeisters Mannheim Tornados gegen den „ewigen Zweiten“ Cologne Cardinals. Und statt der amerikanischen Profi- Vorbilder stehen sich nur Amateur-Pitcher (Werfer) gegenüber.

„Ein erster Schritt in Richtung Professionalität“, erklärt Edwin Feindt vom Hamburger Baseball- Verband. Erstmals wird das Finale mit einem Rahmenprogramm, Disco-Musik, Show, Informationsständen vermarktet, Etat: 100.000 Mark. Im Sog der aufstrebenden US-Sportarten soll auch Baseball in Deutschland etabliert werden. Tatsächlich verzeichnet der Deutsche Baseball-Verband (DBV) seit seiner Gründung 1953 meist zweistellige Wachstumsraten. Von 600 Mitgliedern in 12 Vereinen vor 10 Jahren stieg die Bilanz auf 13.000 Spieler in 320 Klubs.

„Dafür, daß Baseball eine olympische Sportart ist, tut sich nicht viel“, so Feindt. Ursache: die fehlenden Spielfelder. Es gibt nur einen regulären Platz – das Roberto- Clemente-Stadion in Mannheim. Ansonsten wird auf baseball-ähnlichen Feldern gespielt. „Das wären in den USA nur Kinderspielplätze“, erklärt Feindt. Dazu fehlen Zuschauer und damit Sponsoren. Kein Wunder, daß der deutsche Baseball im Leistungstief dümpelt. Bei der EM in Stockholm landete das Nationalteam unter acht Mannschaften auf Platz sieben. Beim ersten olympischen Wettbewerb in Barcelona nahm Deutschland nicht teil.

„Die Fans wollen eine Mischung aus Sport und Show“, sagt Feindt. Immerhin gehört Baseball mit 210 Millionen Aktiven zu den beliebtesten Sportarten weltweit. So kamen im vergangenen Jahr knapp 5.000 Fans zu einem Spiel im Rahmen „documenta“ nach Kassel. Ein Problem bleibt: Wer beherrscht schon die Regeln? Und langweiliger als Fußball ist Baseball allemal.

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