Ist die Freie Universität wirklich der Hit?

■ Das vierte Ranking 93 bewertet die FU als die beste deutsche Hochschule

Jetzt sind die Offiziellen der Freien Universität wieder stolz. Das Uni-Ranking des Magazins Focus sieht die Dahlemer überraschend weit vorne. Es zeige sich, verlautbarte der FU-Pressedienst, „daß die FU in allen Fächergruppen Spitzenpositionen einnimmt, beispielsweise in Politologie, Philosophie, Human- und Zahnmedizin sowie Physik“. Um so besser ist es da natürlich, daß Focus hier „zum erstenmal eine objektive Untersuchung der deutschen Universitäten“ vorgelegt haben will. Berlin wäre danach wieder die universitäre Heimstatt der Philosophen: Focus rubriziert jedenfalls ohne jeden philosophischen Schnörkel die Freie und die Humboldt-Universität unter der Kategorie „sehr stark“ und vergibt dafür Platz 1 und 2.

Ähnlich sieht es in Geschichte und Jura aus: Humboldts und die Dahlemer Kopf an Kopf. „Sehr stark“ sei die FU – so Focus – außerdem in Pharmazie und Medizin, und zwar quer durch die Bank in der Vorklinik, in den theoretischen und den klinisch-praktischen Fächern. Den Spitzenplatz nimmt sie in Zahnmedizin, Pädagogik und Politikwissenschaft ein.

Dafür bekommt die Freie Universität – bei Spiegel zuletzt auf Platz 11 – insgesamt den Spitzenplatz vor der Münchner Maximilians-Universität.

Daß die FU so überraschend gut abschneidet, hat mit der Bewertungsmethode des Münchener Politmagazins zu tun. Der Wissenschaftler Siegfried Lehrl hat die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zugrunde gelegt. Der aktuelle Wissenstransfer, so argumentiert Lehrl ganz humboldtianisch, sei „am ehesten von Wissenschaftlern zu erwarten, die voll im Forschungsgeschehen stecken“.

Außerdem hätten produktive Forscher auch die besten didaktischen Fähigkeiten, behauptet Lehrl – freilich ohne jeden empirischen Nachweis. Im Gegensatz zu Spiegel, Stern und Forbes! hat Focus sich überhaupt nicht um die Einschätzungen von Studierenden oder ProfessorInnen gekümmert. Die Zahl der Publikationen allein sei zuwenig aussagekräftig, meint deswegen der empirische Sozialforscher Hans-Dieter Klingemann vom Wissenschaftszentrum Berlin.

Wie es euch gefällt, lautet denn wohl die dürre Quintessenz. Die mehrmals abqualifizierte Technische Universität Berlin – in der Hitliste auf Platz 10 als Technische Hochschule geführt – zog daraus die Konsequenz. Sie hat sich ihr Ranking selbst bestellt und im Sommer 1.500 Unternehmen befragt. Die Antworten werden demnächst ausposaunt werden. cif