: Geh bloß nicht weg, Uwe!
■ Alle Bundesliga-Clubs erreichen die zweite Runde im Europapokal und wollen jetzt in den Süden / Uwe Bein erklärt seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft
Berlin (taz/dpa) – Oh nein, Uwe, tu uns das nicht an. Wer soll in dieser Gurkentruppe denn wenigstens hin und wieder ein geniales Flachpäßchen schieben, wenn nicht du? Wer soll den Ball millimetergenau in die Gasse zirkeln? Diese Nationalmannschaft hat ihr Konto an Spielwitz schon seit dem Übersteiger von Guido Buchwald im WM-Achtelfinale 1990 gegen Holland überzogen. Und du warst unsere letzte Hoffnung, allein du. Aber jetzt das, erklärst einfach den Rücktritt: „Das Thema Nationalmannschaft ist für mich erledigt.“
Immerhin hast du es ihnen noch mal gegeben: „Nach dem Länderspiel in Tunis war ich die endlosen Diskussionen leid. Ich kann das Lob nicht mehr hören, der beste Spielmacher Deutschlands zu sein, aber mich international nicht durchsetzen zu können.“ Der Bundesberti versteht wieder mal nichts („Ich bedaure den Schritt von Uwe Bein“), anstatt einfach Lothar Matthäus und Stefan Effenberg rauszuschmeißen, die den Meister des Fußgelenks rausekelten, weil sie um die eigene Vormachtstellung fürchteten.
Doch die Bundesliga trauert nicht nach diesem Schlag, sie feiert. Erstmals seit 1989 überstanden alle sechs angetretenen deutschen Clubs die erste Runde, was die zuletzt dürftige Bilanz, die fast den vierten UEFA-Cup-Platz gekostet hätte, aufbessern dürfte. So planen die Funktionäre schon eifrig die zweite Runde im Europapokal und wunschträumen schon von möglichen Gegnern. Dragoslav Stepanovic möchte es nach dem lockeren 3:0-Auswärtssieg seiner Leverkusener Chemiekicker bei Boby Brno noch einfacher haben: „Am liebsten Haifa oder Horst Köppels Klub Innsbruck“. Seine Balltreter hatten vor allem Fußballchef Kurt Vossen viel Freude gemacht, eine – hoffentlich auch in den Bayer- Werken bevorzugte – Arbeitsauffassung an den Tag gelegt und „saubere Arbeit abgeliefert“. Torschütze Ulf Kirsten sah die Sache weniger hygienisch: „Nach meinem 1:0 war das Ding gegessen.“ Nach ihm trafen noch Fischer und Wörns.
Die Bayern, die gegen eine feldüberlegene Mannschaft aus Enschede nach Toren von Matthäus, Ziege und einem Eigentor zwar 3:0 gewannen, sich aber nicht mit Ruhm bekleckerten, zieht es auch in den Süden. Präsident Fritz Scherer: „Austria Salzburg ist mein Traumgegner. Da kämen viele Österreicher ins Olympiastadion.“
Die Bremer haben nicht so eindeutige Präferenzen. Dem deutschen Meister würde es schon genügen, diesmal nicht gen Osten reisen zu müssen, nachdem sie sich in Weißrußland ziemlich unbeliebt gemacht hatten. Nicht nur, daß sie beim 1:1 gegen Dynamo Minsk grottenschlecht spielten und bis zur 70. Minute zittern mußten, bevor Rufer per Foulelfmeter traf, vor und nach dem Spiel glänzte Trainer Otto Rehhagel mit Arroganz oder gleich Abwesenheit bei Pressekonferenzen. Der managende Dampfplauderer Lemke schob den Schwarzen Peter einfach zurück: „Wir sind ganz schlecht betreut worden.“
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