: Fleischskandal: Unschuldige Metzger
■ Jahrestagung der deutschen Schlachter in Hamburg: Reines Gewissen gegenüber den Fleischessern
Das Fleischerhandwerk trifft nach den Worten des Präsidenten des Deutschen Fleischer-Verbandes, Albert Pröller, keine Schuld an dem von der Hamburger Verbraucherzentrale aufgedeckten „Fleischskandal“. Hygienische Risiken entstünden vielmehr durch Arbeitsgänge, die oft über mehrere hundert Kilometer getrennt seien und durch ungelernte Arbeitskräfte in großen Produktionsstätten, sagte Pröller zum Auftakt der Jahrestagung seines Verbandes in Hamburg.
Ernährungswissenschaftler der Hamburger Verbraucherzentrale hatten 244 Fleischproben aus Geschäften zwischen Berlin und Stuttgart untersucht und herausgefunden, daß 80 Prozent nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprachen und zum Teil regelrecht vergammelt waren (taz berichtete mehrfach). Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet in seiner jüngsten Ausgabe über skandalöse Produktionsmethoden in deutschen Schlachthöfen. Bei drei von vier Überprüften seien Mängel nachgewiesen worden, von den Gesundheitsgefahren ausgehen könnten.
Nach Ansicht der Hamburger „Initiative für offensiven Vegetarismus“ ist der Skandal im Supermarkt Alltag. In einem aktuellen Faltblatt informiert die Initiative in „12 Fragen und Antworten zum Thema Fleisch“ über Massentierhaltung und Getreideverschwendung durch Fleischproduktion sowie über die Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum mit Hunger in der Dritten Welt und Abholzung der Regenwälder. (Das Faltblatt ist zu beziehen bei der Initiative, Curtiusweg 23, Tel.: 389 28 71).
Nach Ansicht von Chef-Schlachter Pröller habe das Image von Fleisch und Fleischerzeugnissen aber nicht nur durch Skandale, sondern auch durch „falsche Bewertung in der menschlichen Ernährung“ gelitten, mit der Folge, daß der Fleischverzehr seit fünf Jahren zurückgehe. Auch „tierschützerische und ökologische Aspekte“ hätten dabei eine Rolle gespielt. Nur tiergerechte Erzeugung sei – „und das ist eine alte Metzgerweisheit“ – auch qualitätsgerecht, so der Verbandsvorsitzende.
Die Situation im Schlachterhandwerk ist trotzdem von einem vorsichtigen Optimismus gekennzeichnet. Es gebe die begründete Hoffnung auf eine Stabilisierung der Betriebe. Dort gebe es bereits 3.400 Fleischfachgeschäfte, „so daß wir gegenwärtig mit insgesamt 26.900 Metzgereien und 8.600 weiteren Filialen am Markt präsent sind“, erklärte Pröller. smv
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