piwik no script img

Spiele wild und gefährlich

■ Shakespeare auf Akrobatisch: Das „Gran Circo Teatro“ aus Chile

Hereinspaziert, hereinspaziert in die Wunderwelt des Gran Circo Teatro aus Santiago de Chile. Es sind zu bestaunen, zu belachen und zu bewundern: Lawrence, Prinz von Arabien alias Orsino alias Jaime McManus. Ein Professor aus dem Tanz der Vampire alias Sir Tobias alias Boris Quercia. Die Zauberprinzessin alias Olivia alias Roxana Campos. Ein menschenleibhaftiger Bär alias Gonzalo Munoz. Narren, Priester, Adlige, Soldaten und Komparsen. An prachtvollen Kostümen wurde nicht gespart, die treibende Begleitmusik eigens komponiert. Wir tauchen ein in die fremde Welt Illyriens, Shakespeares Land der tausend Möglichkeiten. Und jetzt: Manege frei für nie gesehene Attraktionen, feurige Farben, wilden Tanz und gewagte Akrobatik.

Gesprochen wird im spanischen Versmaß des Goldenen Zeitalters — damit es auch im Bremer Theater am Leibnizplatz jeder versteht, gründlich übersetzt in die Bewegung von Händen, Becken, Hälsen, Knien, Füßen, Mundwinkeln und allerlei Muskeln, die ein ausgebildeter Menschenkörper sonst noch zu bewegen versteht. Und so trauern und verlieben, verwechseln und töten sich die Traumgestalten nach der Anleitung von Shakespeares „Was Ihr wollt“.

Das chilenische Illyrien ist ein Treffpunkt der Kulturen. Den Rhythmus gibt ein Kontrabaß an, gefertigt in der Tschechoslowakei, erstanden in Mexiko. Es klagt die altägyptische Flöte, es swingt die andalusische Chalaparta. Die Hände tanzen indischen Katakali, die Schenkel Twist. Über Haremskissenschlachten drehen sich japanische Schirme im altenglischen Nieselregen. Hollywood liefert manche Bilder; und es gibt Walt- Disney-Szenen von regelrechter Comic-Komik.

Beide Teile des Bremer Publikums hatten ihren Gefallen am großen chilenischen Zirkus-Theater. „So einen lebendigen Shakespeare haben wir noch nie gesehen“, sagten die, denen Spanisch nicht spanisch vorkommt. „Kein Wort verstanden und doch alles begriffen“, sagten die anderen. Zwei Gründe, ein Applaus: Am Samstag zur Premiere erlebte man als Zugabe ein vor Begeisterung tobendes Bremer Publikum. Und das beste: Für die nächsten Vorstellungen des Gran Circo Teatro gibt es sogar noch Karten. Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen