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Verdorbenes Fleisch II

■ Sauerei in deutschen Schlachthöfen

Hamburg (dpa) – Der Fleischskandal in Deutschland weitet sich aus. Nachdem Verbraucherschützer verdorbenes Fleisch in Supermärkten entdeckt hatten, stießen EG-Kontrolleure in drei von vier Schlachthöfen auf Mängel, von denen Gesundheitsgefahren ausgehen können. Branchen-Insider sagten dem Spiegel, daß heimlich auch „schmieriges“ und „glitschiges“ Fleisch verarbeitet würde.

Zu derartigen Praktiken sei es unter anderem im Lübecker Schlachthof der Norddeutschen Fleischzentrale, dem zweitgrößten Fleischkonzern Europas, gekommen. Obwohl ein Veterinär die Verarbeitung von verdorbenem Schweinefleisch verboten habe, seien rund 1.000 beanstandete Schweinehälften zerlegt worden.

Im Schlachthof Heilbronn hätten die EG-Kontrolleure einen unzureichenden Schutz gegen Ungeziefer und schlechte Schlachthygiene festgestellt. In einem Schlachthof in Perleberg (Brandenburg) stießen sie auf „Spritzkontamination“ – also auf Fleisch, das mit Kot und Dreck besudelt gewesen sei.

Die tiermedizinische Kontrolle der Betriebe sei lückenhaft. Der Spiegel zitiert einen Beamten des Bundesgesundheitsamtes mit den Worten, die veterinärmedizinischen Kontrolleure gehörten häufig dem „Komplott der Schmuggler und Täuscher“ an. Polizeifahnder sehen in der Branche sogar „eindeutig Strukturen der Organisierten Kriminalität“. Bestechung und Korruption seien üblich. Der Skandal setze sich beim Fleischtransport fort. Fleisch werde häufig viel zu warm transportiert. Prüfer hätten schon Fleischtemperaturen bis 28 Grad gemessen, 21 Grad mehr als zulässig.

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