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Jetzt sind auch die Gen-Rüben reif

■ „Neue“ Zuckerrüben mit veränderten Genen werden aus dem Acker gebuddelt

„Die Rübe kriegt keine Beine und läuft nicht allein zur Zuckerfabrik.“ Andreas J. Büchting, Chef der Kleinwanzlebener Saatgut AG (KWS) in Einbeck, hat allmählich seinen angestammten Humor wiedergefunden, nachdem seine gentechnischen Freilandversuche in jüngster Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt hatten. UmweltschützerInnen hatten im Frühjahr das Versuchsgelände besetzt.

Mittlerweile steht die Ernte der ersten Zuckerrüben aus den Versuchen mit veränderten Genen kurz bevor, nachdem vor einigen Tagen bereits Gen-Kartoffeln geerntet wurden. Nun wird sich zeigen, ob der gefürchteten Viruskrankheit Rizomania, die allein in Deutschland zu einem Ernteausfall von insgesamt zehn Prozent führt, durch die Veränderung an dem Zuckerrübenerbgut der Garaus gemacht werden konnte. Das Zuckerrübenprojekt von KWS wird jedoch nicht vor dem Jahre 2000 die Marktreife erreichen, so Büchting.

Auf dem Weltmarkt für Saatgut herrscht ein erbitterter Wettbewerb. Nach Branchenschätzungen soll es immerhin um ein jährliches Volumen von 30 Milliarden DM gehen, wovon allein auf Deutschland 2,4 Milliarden DM entfallen sollen. Hochburg ist nach wie vor die USA. Kooperationen mit reinen Forschungs

Kommt die Gentec-Rübe gegen die Konkurrenz dieser dicken Kartoffeln an? Foto: Katka Heddinga

instituten sind im GentechnikGeschäft an der Tagesordnung.

Für den KWS-Manager steht fest, daß sich das Forschungsrad in der Gentechnologie nicht mehr zurückdrehen läßt, da die Feldversuche im Ausland in weitaus größerem Ausmaß als in Deutschland vorgenommen würden. Während es in Deutschland bisher lediglich fünf Feldversuche mit Petunien, Kartoffeln und Zuckerrüben gegeben habe, seien es in den USA und in Kanada bis 1992 jeweils über 300 Aussaaten im Freien gewesen. Die meisten genehmigten Anträge weltweit entfielen auf Raps, gefolgt von Kartoffeln, Tabak, Tomaten und Mais.

Sogenannte Kunstpflanzen, deren Entwicklung man nicht vorhersehen könne, werde es nicht geben, versichert der KWS- Chef, dessen Unternehmen mit einem Umsatz von rund 400 Millionen DM in der weltweiten Rangskala der Saatzüchter unter den ersten zehn rangiert. Bei KWS ist man sicher, daß die Übertragung von Erbeigenschaften in Form von Genen von einem Organismus auf einen anderen allein nicht von heute auf morgen das Welternährungsproblem lösen kann. Doch durch den Einsatz von Gensaatzucht könnte die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge erhöht und Pflanzen als nachwachsende Rohstoffe optimiert werden. dpa

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