■ Mittwochsblick: Wenn Steine reden
INQUIETO. Schön sind diese Buchstaben in schönen Stein geschlagen – aber zum Stein des Anstoßes eignet er sich nicht. Dafür liegt er doch zu tief im Gehweg, höchstens die Gedanken bleiben hängen und der Blick beginnt zu wandern. Auf das große, weiße Haus zum Beispiel, an dessen Gartenmäuerchen der Stein grenzt und auf den Bunker gegenüber: Den Gegnern und Opfern des Faschismus.
INQUIETO. „Das ist schwedischer Granit,“ sagt Rosemarie Hilker. Sie weiß es von den Bauarbeitern, die vor Jahren schon den Stein im Pflaster vor ihrem
Elternhaus versenkten. Damals hat sie diesen Kunststein im öffentlichen Raum noch belächelt: „Weil unsere Stadt doch so verschuldet ist.“ Aber das ist schon lange her, und heute erzählt sie von ihrem Stein, der UNRUHE heißt. Und ist ein bißchen stolz darauf, daß er gerade vor ihrem Haus in der Admiralstraße liegt. Und das es noch mehrere Steine in der Stadt gibt, die zu diesem gehören, auch wenn sie anders heißen. Und manchmal fegt sie dem Stein sogar den Sand aus der Schrift: „Damit ihn alle sehen können.“ ede
Foto: Vankann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen