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Die Förderung irdischer Intelligenz Andrea Böhm

Es war ein verheerender Schlag für die aufrechte Gemeinde der UFO- Fans in den USA. Keine zwei Monate ist es her, da hatten sie in der Hauptstadt Washington zu ihrem jährlichen Kongreß geladen — und nun erdreisteten sich die Haushaltspolitiker, der US-Raumfahrtbehörde NASA alles Geld für die Suche nach Lebewesen außerhalb der Erde zu streichen. Im Volksmund war dieses Projekt unter dem Titel „Die Suche nach den grünen Männchen“ bekannt. Etwas flapsig formuliert, aber es weiß jeder, was gemeint ist. Sehr viel verwirrender war da die Überschrift, die der Washington Post zu den jüngsten Sparmaßnahmen einfiel: „Abgeordnete würgen Suche nach intelligentem Leben ab.“

Keine Panik. Die Suche nach intelligenten Lebewesen wird nie aufhören. Zumindest nicht auf dem Planeten Erde. Und schon gar nicht in den USA. Da, wo sie gefunden werden, streitet man sich vielmehr darüber, woher sie kommen. In Louisville, Ohio, zum Beispiel möchte High-School-Lehrer Guy Hull die Biologiebücher gern durch die Bibel ersetzen und seinen SchülerInnen beibringen, daß der Mensch von Gott geschaffen wurde — und die Evolutionstheorie vom Teufel. Solche Ansichten haben nach Meinung des Obersten Gerichtshofs in den USA Platz in der Kirche, nicht aber in der Schule. Doch das hält christlich-fundamentalistische LehrerInnen nicht davon ab, ihre Version von der Entstehung menschlichen Lebens in immer mehr Schulen zu verbreiten und „Anti-Evolutionsbücher“ in den Unterricht aufzunehmen.

Der Konflikt ist alt. Bis Ende der sechziger Jahre galten in mehreren US-Bundesstaaten sogar Gesetze, die Bücher über Darwins Evolutionstheorie aus den Klassenzimmern verbannten. Der Schaden dieser religiösen Borniertheit dürfte sich in Grenzen halten, wenn man eine aktuelle Studie des US- Erziehungsministeriums in Betracht zieht. Demnach fallen fast die Hälfte aller AmerikanerInnen in die Kategorie des „praktischen Analphabetismus“. Sie können zwar simple Prosa und Comics entziffern, aber keine Busfahrpläne lesen, kein Bankformular ausfüllen, keine Statistiken entschlüsseln, keine Behördenbriefe schreiben. Obwohl die meisten von ihnen einen High-School-Abschluß in der Tasche haben.

Beim Lernen von Fremdsprachen sieht die Situation noch düsterer aus, weshalb der US-Kongreß seit längerem versucht, die zweifellos vorhandene Intelligenz des Nachwuchses zu hegen und pflegen: 150 Millionen Dollar sollen für Intelligence abgezweigt werden, um StudentInnen in Zukunft in mehreren Sprachen zu trainieren. Hier lauert nun keine Pointe, sondern ein Mißverständnis: Intelligence heißt im Amerikanischen nicht nur „Intelligenz“ und „Auffassungsgabe“, sondern auch „Nachrichtendienst“ und „Spionage“. Deshalb soll das Geld nicht für irgendwelche Sprachen ausgegeben werden, sondern für solche, deren Beherrschung sich im Interesse der nationale Sicherheit demnächst auszahlen könnte: Arabisch zum Beispiel, Chinesisch oder Farsi, damit man endlich begreift, was eigentlich im Iran los ist.

Zur Bekämpfung des „praktischen Analphabetismus“ könnte man eventuell jene Mittel einsetzen, die gerade bei der NASA eingespart worden sind — quasi als Finanzspritze zur Förderung irdischer Intelligenz.

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