■ Kommentar: Im 17. Jahrhundert
Es ist schon verwunderlich, wie in Bremen im Verlaufe jahrelanger Spar-Diskussionen die Staatsausgaben und die Staatsverschuldung Jahr für Jahr weiter angestiegen sind. Wie sowas sein kann? Die Haushalts-Pressekonferenzen, die sich Jahr für Jahr immer wieder um dieselben Stichworte ranken, geben einen Eindruck davon, wie dick die Bretter sind, die da gebohrt werden müssen.
So war der Finanzsenator diesmal überglücklich, daß für Hochschule und Univertsität, demnächst vielleicht auch für andere Einrichtungen bis hin zu den Kindergärten, die Personaletats nicht mehr zentral verwaltet werden müssen: Dezentral sollen die jeweiligen Einrichtungen selbst über die Verteilung ihrer Mittel entscheiden. Das spart im ersten Schritt keine Mark, aber es verspricht Bewegung.
Übergang von der Kameralistik zur betriebswirtschaftlichen Rechnungsführung, freut sich Kröning. Wir sind also etwa im 17. Jahrhundert, was die Ökonomie unseres Staates angeht. So kommt es, daß behördenintern das schärfste Argument gegen die Privatisierung dieser oder jener Einrichtung ist: Wir würden sofort pleite sein, wenn wir der Konkurrenz von privaten Dienstleistungs-Firmen aus dem 20. Jahrhundert ausgesetzt wären. Klaus Wolschner
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