Symbolfigur außer Gefecht

■ HSV: Ohne Valdas Ivanauskas am Sonnabend gegen Wattenscheid 09

Mächtig lange Gesichter beim Hamburger Sportverein. Erst verlor die Bundesliga-Equipe unglücklich das Heimspiel gegen den MSV Duisburg und auswärts gegen den FC Bayern München, nun hat Benno Möhlmann Schwierigkeiten eine ernstzunehmende Mannschaft für das samstagnachmittägliche Spiel gegen Wattenscheid zu nominieren.

ER, Valdas Ivanauskas, die balltretende Symbolfigur für die Rennaissance des hanseatischen Renommierclubs, hat sich krankgemeldet. Der litauische Nationalspieler, der, wenn er auf dem Spielfeld jegliche Contenance verliert, so anmutet wie Dolph Lundgren in der Rolle des Drago, des in dunklen sozialistischen Sportlerfarmen geklonten Widersachers von Rocky Balboa im Sylvester Stallone-Film „Rocky 4“, hat sich bei der DFB-Ausländer-Goodwill-Aktion die Bänder im Knie überdehnt.

“Ich muß davon ausgehen, daß er ausfällt. Das sagen sowohl unser Physiotherapeut Hermann Rieger, als auch der sehr deprimierte Valdas selbst“, berichtete Möhlmann.

Aus der Stammbesetzung fehlen gegen Wattenscheid außerdem Libero Michael Kostner (5. gelbe Karte) und der in der vergangenen Woche am Meniskus operierte Mittelfeldspieler Jörg Albertz. Die Personaldecke wird immer dünner, denn auch Michael Spies meldete sich am Mittwoch mit einer Kiefernhöhlenentzündung ab.

Ohnehin stehen der dänische Neuzugang Stig Töfting sowie Armin Eck nach schweren Verletzungen schon längere Zeit auf der Liste der Ausfälle. Verbliebene Reservespieler wie Schnoor, Bode, Möller oder Baich fallen im Leistungsniveau deutlich ab, wie das Freundschaftsspiel am Montag in Teheran gegen das Nationalteam des Irans (1:2) bestätigte. Stefan Schnoor hatte vor der Verpflichtung Kostners sogar Ansprüche auf den Posten des Abwehrchefs beim HSV gestellt. Doch eine Verwendung des 22jährigen in dieser Rolle schloß Möhlmann aus.

Der HSV-Coach sagte zur Situation: „Jetzt wird es noch sehr viel schwerer gegen Wattenscheid. Wir müssen alle noch enger zusammenrücken und sehen, daß wir das Spiel auf jeden Fall gewinnen, um im Oktober wenigstens eine ausgeglichene Serie zu erreichen.“ Der Ausfall von Kostner sei leichter zu verschmerzen, als der von Ivanauskas. „Der Libero wird in dieser Partie nicht entscheidend sein. Wir werden ohne Libero spielen. Viel wichtiger ist, gegen eine kompakte Wattenscheider Abwehr Tormöglichkeiten herauszuspielen“, meinte er. Einen echten Ersatz für Ivanauskas gibt es allerdings nicht im Kader, da der Klub für den Angriff mit Riccardo Baich (19) nur noch einen Lehrling beschäftigt.

Möhlmann muß außerdem darauf hoffen, daß sein Team die richtigen Schlüsse aus der jüngsten Lektion von München gezogen hat. Der Trainer gab Hilfestellung: „Da haben wir in der zweiten Halbzeit die Ordnung verloren. Die Spieler müssen wieder begreifen, daß wir nur mit einem kontrollierten, disziplinierten Zusammenspiel erfolgreich sein können und nicht durch Einzelaktionen. Zu einem Spitzenteam fehlt uns ganz einfach noch die Sicherheit und Reife.“

kader