Hoechst: Wieder rostige Leitung

■ Eine Chlorgaswolke trieb über Frankfurt hinweg/Staatsanwaltschaft ermittelt

Frankfurt/Main (dpa) – Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt seit gestern mal wieder gegen die Hoechst AG. Wegen Gefährdung der Umwelt. Aus einer Anlage im Stammwerk der Frankfurter Hoechst AG war am späten Mittwochnachmittag eine unbekannte Menge giftigen Chlors entwichen. Die Gaswolke sei in einem Nebengebäude der Chlor-Alkali- Elektrolyse entstanden, erklärte die Werksleitung, dann über ein Leck ausgetreten und habe das Werksgelände in nordöstlicher Richtung überquert. Nach zwölf Minuten sei der Chloraustritt gestoppt worden, so lautet jedenfalls die bisher veröffentlichte, offizielle Darstellung des Unfalls.

Chlor ist ein auch noch in niedrigen Konzentrationen ätzendes Gas. Noch in mehreren Kilometern Entfernung klagten Anwohner über Geruchsbelästigung und Reizung der Atemwege. Werksangehörige sind wegen ähnlicher Beschwerden ärztlich behandelt worden. Außerhalb des Werksgeländes haben Hoechst-Metrupps eine Chlorkonzentration von 0,2 parts per million (ppm) gemessen – das liege unter dem für Arbeitsplätze vorgeschriebenen Grenzwert, sagte ein Firmensprecher.

Die städtische Feuerwehr fand mit ihren Meßwagen gar nichts. In der Unfall-Anlage werden nach Auskunft des Firmensprechers rund 150.000 Tonnen Chlor pro Jahr produziert. Es ist die einzige derartige Anlage im Rhein-Main- Gebiet. Nach einer ganzen Reihe von teils schweren Unfällen in den Werken des Hoechst-Konzerns hatte die hessische Landesregierung eine Überprüfung aller Chemieanlagen des Landes und eine Sicherheitsanalyse bei Hoechst angeordnet. Dabei waren bei zwei Dritteln der untersuchten Anlagen Mängel entdeckt worden. Dem Sicherheitsmanagement von Hoechst gaben unabhängige Gutachter jedoch trotzdem gute Noten – das Umweltministerium legte die Chlorproduktion noch am Mittwoch still. Nach bisherigen Erkenntnissen soll das Gas aus verrosteten Leitungen ausgetreten sein.