: Kombiniert = doppelt schlecht
■ 2-in-1-Duschgele: Das gleichzeitige Reinigen und Pflegen unter der Brause wird durch allergisierende, reizende oder krebsverdächtige Zutaten verdorben
„Shower and go“, heißt die neueste Parole der Kosmetikindustrie. Mann und Frau können jetzt gleich nach der Dusche zur Arbeit hetzen. Umständliches Eincremen entfällt, weil die Hersteller Duschgel und Lotion zusammen in eine Flasche schütten.
ÖKO-TEST hat 17 Kombi-Duschgele auf hautreizende und gesundheitsschädliche Stoffe untersucht. Das Ergebnis hat sich gewaschen: Keines ist „empfehlenswert“. Nur drei können wir „eingeschränkt empfehlen“, darunter das preiswerte „Today Dusch-Bad & Bodylotion in einem“. In die Rubrik „nicht empfehlenswert“ fallen dagegen die teuersten Marken.
Abgewertet wurden Produkte, die krebsverdächtige Nitro-Moschus-Verbindungen enthalten. Das sind chemische Duftstoffe, die billig herzustellen sind und ähnlich wie der erotisierende Lockstoff des männlichen Moschus-Hirsches riechen. Der synthetische Sexappeal ist nicht ganz ohne. Nitro-Moschus-Verbindungen gelangen vermutlich über die Haut in den Organismus und lagern sich im Fettgewebe ab. Bei Ratten wurde das bereits nachgewiesen. Einige Chemikalien dieser Stoffgruppe wirken im Tierversuch krebserregend oder als Nervengift, andere sind bisher kaum untersucht. Das krebsverdächtige Moschus Xylol kann inzwischen in fast jeder Muttermilch nachgewiesen werden.
Im Frühjahr 1993 hatte das Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungsamt Schleswig-Holstein Alarm geschlagen, nachdem es Nitro-Moschus-Verbindungen in zahlreichen Kosmetikartikeln entdeckt hatte. Die Kieler Behörde forderte daher, „daß Nitro-Moschus-Verbindungen in die Verbotsliste der Kosmetikverordnungen aufgenommen werden und ihre Verwendung in Waschmitteln und Weichspülern nach Chemikalienrecht ausgeschlossen wird“.
Moschus Xylol ist in Duschgelen zwar kaum noch ein Thema. Anstatt jedoch ganz auf die bedenklichen Duftstoffe zu verzichten, sind die Firmen auf andere Nitro-Moschus-Verbindungen ausgewichen. Die sind bisher zwar noch nicht in die Schußlinie geraten, ihre Unbedenklichkeit ist aber auch nicht bewiesen.
Ein weiteres Testergebnis: In vielen 2-in-1-Duschgelen stecken halogenorganische Verbindungen. Dazu zählen Konservierungsmittel, die Brom, Chlor oder Jod enthalten. Sie sind schon in geringer Konzentration hochwirksam, können Allergien auslösen oder werden als krebserregend eingestuft. Mehrere Duschgele sind auch mit chlororganischen Verbindungen aus Rohstoffen verunreinigt.
In allen 2-in-1 Duschgelen haben wir hautreizende Polyethylenglycole (PEG) gefunden. Bei einigen eine Verunreinigung aus der Tensidproduktion. Doch die meisten Firmen haben PEG absichtlich in die Flaschen geschüttet, weil diese als Emulgatoren dafür sorgen, daß Fett, Wasser und Tensid sich besser mischen.
Besonders kritisch haben wir Formaldehyd und Formaldehydabspalter bewertet. Formaldehyd wirkt allergisierend, läßt die Haut altern und ist im Tierversuch krebserregend. Duschgele mit diesem Stoff sind „nicht empfehlenswert“.
Wer Umwelt, Gesundheit und Geldbeutel schonen will, sollte Duschgel und Körperlotion getrennt anwenden. Einerseits ist tägliches eincremen nicht notwendig, andererseits enthalten normale Duschgele weniger hautreizende Stoffe als Kombi-Produkte. Außerdem landet bei denen der Großteil der Wirkstoffe nicht auf der Haut, sondern im Abfluß. Peter Hermes
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