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Blumen statt Bomben in Mogadischu

■ Die Anhänger des Milizenchefs Aidid feiern ihren Sieg / Versöhnungskonferenz am 20. Oktober?

Berlin (AFP/AP/dpa/wps/taz) – An Journalisten wurden Blumen verteilt, auf Plakaten warben Demonstranten für den Frieden: Tausende von Anhängern des somalischen Milizenchefs Farrah Aidid gingen gestern in Mogadischu auf die Straße und feierten Freudenfeste. Sie sehen sich nach dem jüngsten Kurswechsel der US- Politik in Somalia als Sieger des Konflikts zwischen Aidid und der UNO. Unter den Gegnern des Milizenchefs wächst Korrespondentenberichten zufolge unterdessen die Sorge, ihre Interessen könnten bei einer Annäherung zwischen Washington und Aidid unter den Tisch fallen.

Der seit Monaten von der UNO als Kriegsverbrecher gesuchte General hatte am Wochenende in einer Rundfunksendung des Untergrundsenders seiner „Somalischen Nationalen Allianz“ (SNA) zu einem „allgemeinen Waffenstillstand“ aufgerufen, der sowohl für seine Milizen wie auch für die UNO-Truppen und die amerikanischen Streitkräfte gelten soll. Aidid erklärte, er wolle den Konflikt mit den USA beenden und sich an der Suche nach einer „gerechten Lösung“ beteiligen. Er erklärte sich außerdem bereit, das Massaker vom 5. Juni an 24 pakistanischen UNO-Soldaten von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen.

US-Präsident Bill Clinton hat den Aufruf zu einem Waffenstillstand begrüßt, sich aber gleichzeitig darum bemüht, dem Eindruck entgegenzuwirken, die USA akzeptierten Farrah Aidid als direkten Verhandlungspartner:„Es ist falsch zu sagen, die Initiative zu einem Waffenstillstand sei von uns ausgegangen“, erklärte der US-Präsident. „Wir haben das nicht angeboten, und es hat keine direkten Kontakte zu Aidid gegeben.“

Dennoch mehren sich die Anzeichen, denen zufolge Washington bereit sein könnte, von der UNO festgehaltene Aidid-Anhänger gegen den gefangenen US- Piloten Michael Durant auszutauschen: „Ich halte für möglich, daß es einen Austausch geben wird“, meinte dazu Frank Wisner, Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium. US-Außenminister Warren Christopher schloß nicht aus, daß Aidid in Gespräche zur Beendigung des Konflikts in Somalia einbezogen wird.

Bei der UNO löst die neue Linie der US-Regierung Ärger aus. UN-Generalsekretär Butros Ghali fürchtet, daß ihm das Kommando über die Somalia-Operation entgleitet, da die neu entsandten US- Streitkräfte unter amerikanischem Oberbefehl stehen werden und außerdem mit dem US-Sonderbeauftragten Robert Oakley ein Mann zur Sondierung einer innerafrikanischen Verhandlungslösung in die Region geschickt wurde, der als unnachgiebiger Vertreter ausschließlich amerikanischer Interessen gilt. Bei einem Treffen von Butros Ghali mit US-Botschafterin Madeleine Albright und Marinegeneral Joseph Hoar in der letzten Woche soll es zu einer „hitzigen Auseinandersetzung“ gekommen sein. Der UNO-Generalsekretär hält daran fest, daß Aidid gefangen und vor ein Gericht gestellt werden müsse.

Unter den Blauhelmsoldaten hat der Schwenk der USA erhebliche Verwirrung ausgelöst. Sogar der UNO-Sonderbeauftragte Jonathan Howe zeigte sich gegenüber der BBC ratlos: Ob er Aidid bei einer Begegnung festnehmen oder mit ihm verhandeln würde, hinge „davon ab, wie die Dinge sich entwickeln“.

Zu einer solchen Begegnung könnte es schon am 20. Oktober in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeda konnen. An diesem Tag soll nach den Worten des ägyptischen Außenministers Amr Mussa eine Versöhnungskonferenz zu Somalia beginnen, an der die Vertreter der verschiedenen Bürgerkriegsfraktionen teilnehmen. Sie soll laut Mussa unter der Schirmherrschaft der UNO stehen. Seiten 8 und 10

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