: Gestütsbesitzer vor Gericht
■ Verdener Tierquälerei-Prozeß begann / 32 Zeugen vorgeladen
Verden Vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Verden hat am Dienstag der Prozeß um die Pferdehaltung auf dem Trabergestüt Clövinghausen bei Hoya begonnen. Die 48jährige Heidemarie H. aus Twistringen, in Scheidung lebende Ehefrau des Gestütsbesitzers Albert H. (51), und ihr ehemaliger Angestellter Matthias L. (27) müssen sich wegen Tierquälerei in mindestens 200 Fällen verantworten. Die Anklage wirft ihnen vor, Pferden durch mangelhafte Fütterung und Pflege Schmerzen und Leid zugefügt und 16 Pferde verhungert haben zu lassen.
Am ersten von bislang sechs angesetzten Verhandlungstagen konnte nur unvollständig geklärt werden, welche Zustände auf dem ehemals bedeutenden Gestüt in den Jahren 1989 bis 1991 herrschten. Beide Angeklagte wiesen den Vorwurf der Tierquälerei von sich, räumten allerdings ein, daß vom Sommer 1991 an aufgrund mangelnder Geldmittel eine optimale Hufpflege, Fütterung und tierärztliche Versorgung der noch etwa 260 Pferde nicht mehr möglich gewesen sei. Man habe sich nach Kräften bemüht, den hochverschuldeten Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Verbindlichkeiten bei einem Geldinstitut sollen sich zwischenzeitlich auf bis zu 30 Millionen Mark belaufen haben.
Welche Rolle diverse Tierärzte in diesem Prozeß spielen, bleibt abzuwarten. Sie sollen über die Zustände auf dem Gestüt Clövinghausen informiert gewesen sein. dpa
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