Blinde Kinder warten auf Lehrkraft

■ An der Grundschule für blinde Kinder fehlen Lehrer / Unterricht durch PraktikantInnen

Nachdem der Elternbeirat der Schule an der Gete bereits Ende des letzten Schuljahres Alarm geschlagen hatte, spitzt sich die Situation jetzt zu. Die neue erste Klasse, die erst in diesem Herbst eingeschult wurde und aus drei blinden und drei hochgradig sehbehinderten Jungen und Mädchen besteht, muß zur Zeit von PraktikantInnen betreut werden. Denn die kürzlich eingestellte Lehrerin aus dem Bereich Sprachpädagogik ist seit Wochen krank gemeldet - und für sie gibt es keinen adäquaten Ersatz.

Ganze zwei in Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ausgebildeten Lehrerinnen und der Schuldirektor stehen nun vor vier lernwilligen Klassen. Den Eltern der betroffenden Kinder stehen angesichts der herrschenden Zustände die Haare zu Berge. Als die Schule an der Gete 1991 nicht nur sehbehinderten, sondern auch blinden Kindern geöffnet wurde, waren die betroffenden Eltern froh über die Möglichkeit, ihre Kinder in Bremen zur Schule schicken zu können. Vorher mußten die Kleinen in einem Internat in Hannover leben.

Um so größer ist deshalb die Sorge der Eltern, daß sich jetzt die Hoffnung auf eine vernünftige Grundausbildung in Bremen zerschlagen könnte. Der Elternbeirat hat bei der Bremer Schulbehörde nun die Einstellung einer Fachkraft gefordert. Die ehemalige Referendarin, die im Frühjahr an der Schule arbeitete, wäre zum Beispiel nach Ansicht der Eltern befähigt, die Erstkläßler an die Blindenschrift heranzuführen, Sehreste zu fördern und Sportunterricht zu erteilen.

Die Bildungsbehörde versicherte auf Anfrage der taz, daß im nächsten Jahr, vermutlich zum 1.2.94, spätestens bis zum 1.8. eine neue speziell ausgebildete Lehrkraft eingestellt wird. Damit wäre dann der 1991 beschlossene Stundenbedarf abgedeckt.

Leidtragende sind die Schüler der jetzigen ersten Klasse in der Blindenschule. Fast ein ganzes Schuljahr lang werden sie nur stundenweise in den Genuß spezieller pädagogischer Betreuung kommen. cab