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Gute Lehre konkret

■ Fünf Vorschläge des Pädagogik-Studenten Andreas Köpke gegen Anonymität, Sprachlosigkeit und Uni-Frust

Seit zwei Semestern bemühen sich Uni-Präsident Jürgen Lüthje und Vize-Präsidentin Barbara Vogel, die Gestaltung von Lehrveranstaltungen zum Thema zu machen, um eine Verbesserung der Lehrsituation herbeizuführen. Da werden Wochenendseminare, Workshops und Tagungen abgehalten, mal unter Studierenden, mal unter Lehrenden, dann beide zusammen. An der Uni-Spitze und auch im Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik, IZHD, so schält sich langsam heraus, ist man sich indes alles andere als einig über den Weg, der beschritten werden soll. Ist schlechte Lehre ein Problem der Studienordnungen? Eine Frage, der Vize-Präsidentin Barbara Vogel in einer zweiteiligen Tagungsreihe über Grundstudium und Hauptsstudium nachging. Oder ist schlechte Lehre auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen, ein Problem, das durch praxisorientierte Vorschläge zu beheben ist? Soll das IZHD selbst alternative Konzepte für Lehrveranstaltungen ausbrüten oder gilt es nur, das didaktische Know-How unters interessierte Professorenpublikum zu bringen?

„Da werden jede Menge Workshops abgehalten und alle bestätigen die Notwendigkeit der Diskussion“, sagt Pädagogik-Student Andreas Köpke, der sich im vergangenen Jahr auf den diversen Tagungen herumgetrieben hat. „Doch danach kommt das große Schweigen oder das blinde Versteigen in eine Uni als Utopia“. Im folgenden veröffentlichen wir fünf Vorschläge, von denen der studentische Beobachter der Diskussion meint, daß sie sofort verwirklicht werden sollten.

Mentorenprogramme wiederentdecken

Die häufig beschriebene und noch häufiger erlebte Anonymität auf dem Campus ist ein wesentlicher Grund für Desinteresse und Frust im Studienalltag. An dieser Stelle muß der Sprachlosigkeit Kommunikation und Interesse entgegengesetzt werden. Deshalb sollte die alte Idee der Mentoren wieder aufgegriffen werden. Und zwar dergestalt, daß bestimmte Professoren und Studierende höherer Semester unmittelbar mit Studienanfängern Kontakt aufnehmen und sie auch über die einwöchige Orientierungseinheit hinaus begleiten, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Um diesen Vorschlag umzusetzen, bedarf es eines gewandelten Verständnisses von Universität: Die Uni nicht als Dienstleistungsstelle sondern als Lebensort. Allerdings wäre dafür ein Ausbau der Tutorenprogramme nötig, um ein engeres Netzwerk von Personen zu schaffen, die sich um Studenten kümmern. Hier liegt der Schlüssel der Kommunikation zwischen Lehre und Studierenden. Die Kosten dafür könnten aus dem Pool zur Innovation der Lehre beglichen werden.

Lehre-Konferenzen abhalten

Dem Diskurs über Lehre müßte an allen Fachbereichen ein eignes Forum geschaffen werden, allerdings nicht mit der juristischen Kompetenz eines Ausschusses, der lediglich die Bürokratie vermehrt. Es sollten Orte der Begegnung zwischen Lehrenden und Studierenden sein. Orte des Austauschs über neue Konzepte und Perpektiven. Die Lehrekonferenz könnte regelmäßig tagen, sich um Außenkontakte bemühen und vor allem die Initiativen mehrerer Fachbereiche miteinander verbinden, um somit die Isolation der verschiedenen Ansätze aufzubrechen.

Ombudsman Lehre

An den Fachbereichen könnte das Amt eines Ombudsmans eingerichtet werden, mit dem Ziel, einen unmittelbaren Ansprechpartner für Fragen der Gestaltung der Lehre zu haben. Diese Person hätte sowohl die Aufgabe, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu sammeln als auch Hinweise und Anregungen zu geben.

Studentische Evaluation

Die Bewertung von Lehrveranstaltungen aus studentischer Sicht, sei es mit Fragebögen, per Interview oder als unmittelbare Feedbackäußerung, ist in jedem Fall sinnvoll. Bietet es doch Gelegenheit, die Situation zu thematisieren und Verbesserungen zu erzwingen.

Lehrbefähigung einfordern

Über die Idee der Wissenschaftsbehörde hinaus, bei Berufungsverfahren auf didaktische Qualifikationen zu achten, sollten neu eingestellte Lehrende in den ersten drei Semestern zur Fort- und Ausbildung am IZHD verpflichtet werden. Als Ausgleich sollte ihre Lehrverpflichtung reduziert werden. Der Stundenausfall könnte durch Lehraufträge aufgefangen werden.

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