: Alle zauseln Oskar Lafontaine
■ Der hält an der Forderung nach Lohnstopp im Osten fest
Hamburg (dpa/taz) – Viel Feind, viel Vergnügen: Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine trotzt dem anschwellenden Proteststurm in seiner Partei wegen der Forderung nach Drosselung des Lohn- und Rentenanstiegs in Ostdeutschland. „Ich habe von meiner Partei den Auftrag, Vorschläge zu machen, wie die Arbeitslosigkeit verringert, die Umweltzerstörung gestoppt, die soziale Gerechtigkeit verwirklicht und die Staatsfinanzen konsolidiert werden können. Da ist es unmöglich, immer nur Schönes zu sagen“, erklärte er im Spiegel, unbeeindruckt davon, daß der Parteivorstand ihn ob seiner Thesen bereits zurückgepfiffen hat. Neben Hessens Ministerpräsident Eichel und den Gewerkschaften (siehe oben) grämen sich insbesondere Ost-Sozialdemokraten: Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe bezeichnete den saarländischen Regierungschef als „Kohls besten Wahlhelfer“. Der Parlamentarische Geschäftsführer, Uwe Küster, erklärte drohend, es gebe bei ostdeutschen Sozialdemokraten Überlegungen für die Gründung einer eigenen Partei, falls sich die SPD insgesamt nicht von Lafontaine distanziere.
Scharping selbst wollte seinen Stellvertreter wegen dessen erneuten Vorstoßes nicht öffentlich brüskieren. Er signalisierte jedoch mögliche Konsequenzen wegen dessen Vorpreschen in die Öffentlichkeit. Er könne „die Wut und den Zorn“ der Ostdeutschen gut verstehen. In der Sache selbst wollte er sich jedoch nicht von Lafontaine distanzieren. Dieser habe „volkswirtschaftliche Banalitäten“ zum Ausdruck gebracht.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Anke Fuchs, sprach jedoch von einem „unerhörten Zynismus“. Der Bundestagsabgeordnete Gerd Andres forderte Konsequenzen für den Parteivize. Die Fraktion werde Lafontaine „eine ordentliche Zauselstunde“ bereiten, wenn er am Dienstag vor den SPD-Abgeordneten in Bonn erscheinen werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen